Die Klassikkritiken des Wochenendes: Levit, Courage und ein „Teufelsgeiger“

Kultur

Dirigent Oscar Jockel eröffnete ein Festival im Musikverein – und mehr (Von Susanne Zobl).

Bei Schostakowitsch zeigte das RSO seine Stärken

Das ORF Radiosinfonieorchester Wien mit Andrey Boreyko und dem Geiger Nemanja Radulović

Da glaubt man ein Werk zu kennen und dann… Eine Konzertkritik mit diesen Worten zu beginnen, ist die reinste Kritikerfreude, auch wenn diese beim Konzert des ORF Radiosinfonieorchesters Wien mit Andrey Boreyko am Pult im ersten Teil bei Aram Chatschaturjans Violinkonzert in d-Moll nicht so eindeutig ausfiel.

Der Solist Nemanja Radulović überzeugte vor allem durch Spielfreude. Er kommunizierte intensiv mit dem Orchester, wobei nicht immer ganz klar hervorging, ob er dabei nicht auch auf ein paar Show-Effekte aus war. Aber das ist in Ordnung, denn es diente am Ende der Musik. Mehr Ausdruck, weniger Zurückhaltung wäre dennoch kein Nachteil gewesen. Bei der ausgiebigen Zugabe, Improvisation über zwei Capricen von Nicolò Paganini, war er dann ganz in seinem Element. Denn Radulović tritt offensichtlich gern als „Teufelsgeiger“ auf, wofür er ausführlich bejubelt wurde. Bei Dmitri Schostakowitschs „Achter“ in c-Moll war schon Werk bedingt Schluss mit jeglicher Juxerei und Tollerei. So beklemmend  wie in der präzisen Lesart von Andrey Boreyko, der seit fünf Spielzeiten die Warschauer Philharmoniker leitet, ist diese gigantische Symphonie nicht oft zu hören. Dieser Dirigent machte mit wenigen klaren Gesten deutlich, worum es geht. Um des Leid eines geknechteten Volkes, um Krieg, Zerstörung und ein kleines Quantum Trost. Martialische Marschrhythmen, die Klangbalance akkurat austariert und Solisten, die Erstklassiges leisteten wie die exzellent intonierende Solo-Flöte, der die Blechbläser um nichts nachstanden. Famos das Solo-Cello. Die vor Kurzem hinzugekommene Konzertmeisterin bestach mit klaren Strichen. Ovationen.

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KURIER-Wertung: 3 1/2 Sterne

Oscar Jockel – Ein junger Dirigent, der am Pult der Wiener Symphoniker aufhorchen lässt

Die Dirigentin Joanna Mallwitz musste aus gesundheitlichen Gründen ihre Konzerte in Wien kurzfristig absagen. Auch die Fernseh-Übertragung vom Finalsatz der „Neunten“ heute aus dem Konzerthaus ist davon betroffen. Die übernimmt der designierte Chefdirigent Petr Popelka. Auch für die beiden Termine des Eröffnungskonzerts des Festivals „Courage“ im Wiener Musikverein wurde erstklassiger Ersatz gefunden. Oscar Jockel ist sein Name, derzeit Dirigierassistent von Kirill Petrenko bei den Berliner Philharmonikern und Komponist. 

Der 28-jährige gebürtige Regensburger ist zudem Stipendiat der Karajan-Akademie und wurde 2023 mit dem Herbert-von-Karajan-Preis der Salzburger Osterfestspiele ausgezeichnet. Mallwitz’s Programm übernahm er unverändert und wie. Schon bei Beethovens „Leonoren“-Ouvertüre Nr. 3 ließ er mit seinen akkurat gesetzten Akzenten aufhorchen, baute Spannung auf und brachte die Musik zum Schweben. Famos geriet die Koordination mit den Bläsern von außen. Die Wiener Symphoniker folgten ihm höchst konzentriert. Dann Beethovens fünftes Klavierkonzert in Es-Dur. Der Solist Francesco Piemontesi harmonierte mit seinen Kristall-klaren Anschlägen mit dem Orchester, spielte seine Kadenzen mit Bedacht und trumpfte erst bei seinen ausgedehnten Zugaben auf. Die Qualitäten dieses Dirigenten waren bei Paul Hindemiths Symphonie „Mathis der Maler“, die der Komponist aus seiner gleichnamigen Oper generierte, zu hören. Da war klar, weshalb Orchester die Sächsische Staatskapelle Dresden Jockel ans Pult holen. Er kostete die feinsten Nuancen von Hindemiths Klangmalereien aus, achtete stets auf Transparenz, Präzision und wurde zurecht bejubelt.

KURIER-Wertung: 4 Sterne

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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