Mysteriöser Erfolg? Netflix-Hype um „Der Tränenmacher“

Kultur

Besonders schlecht, besonders erfolgreich: Wie der Hype um „Der Tränenmacher“ auf Netflix zu erklären ist.

„‚Der Tränenmacher‘ ist eine neue Stufe von grauenhaft.“

Wow, das sitzt. 

In der Besprechung des Netflix-Films auf der Plattform butwhytho geht es in diesem Ton weiter: „Ein völlig verwirrender, völlig uninteressanter Film. Da es keinerlei Faktoren gibt, die irgendwie erlösend wirken, kann man nur hoffen, dass diese eindeutig leidenschaftlichen Teenagerschauspieler noch Chancen bekommen, an Projekten mitzuwirken, die ihrer Zeit würdig sind.“

0 % Zustimmung

Warum in einer Streaming-Kritik eine Streaming-Kritik zitiert wird? Weil sich dieser Film dadurch auszeichnet, besonders schlechte Bewertungen (mit teilweise 0 %), zu kassieren, und gleichzeitig besonders erfolgreich zu sein.

Die gesammelten Zuschauerbewertungen auf dem Kritikenportal Rotten Tomatoes sind aber auch nicht besser. Auf gerade 56 Prozent kommt die italienische Mystery-Romanze. Dennoch hat sich der Anfang April veröffentlichte Young-Adult-Film zu einem wahren Hit auf Netflix gemausert. Innerhalb von zehn Tagen konnte er weltweit 33,2 Millionen Abrufe (Views) sammeln.

Ein Blick in die Handlung: In den Gängen eines Waisenhauses erzählt man sich die Legende des „Tränenmachers“, einem geheimnisvollen Handwerker, der in einer Welt, in der es kein Weinen gibt, auf Wunsch Kristalltränen erzeugt, um Menschen dieses Gefühl erleben zu lassen.

Nica wuchs nach einem schweren Autounfall in diesem Waisenhaus auf, mit 17 wird sie von einer Adoptivfamilie aufgenommen. Doch gleichzeitig wird der undurchsichtige, Nica gar nicht sympathische Rigel aus dem Waisenhaus geholt, um ihr Adoptivbruder zu werden.

Ein innerer Monolog Nicas nach der Ankunft: „Ich konnte die Berührung seiner Hand immer noch spüren, als hätte er mich gebrandmarkt.“ Es folgen ausgesprochene Worte des Unmuts: „Es ist alles nur ein Spiel für dich, richtig?“ Doch es wird kaum jemanden überraschen, dass die beiden einander dennoch näher kommen.

  Umberto Eco war ein Mann der Eselsohren

Unterlegt ist das alles mit schwelgerischer, orchestraler Klaviermusik, diese kann auch nahtlos in einen ebenso kitschigen Popsong übergehen. Dazu kommt noch ein bisschen Billie Eilish.

Schmerzvoll

Aufdringliche Farbtöne, Nebel, schmerzvolle Dialoge – „Twilight“ wirkt wie ein filmisches Meisterwerk dagegen.

Der Erfolg des Machwerks ist aber einfach erklärt. Es handelt sich um eine Verfilmung des Buchs „Fabbricante di lacrime“ („The Tearsmith“) einer italienischen Autorin mit dem Pseudonym Erin Doom. Über die Person dahinter ist nur wenig bekannt – sie soll Emiliana heißen und um die 30 Jahre alt sein.

Das Buch wurde insbesondere innerhalb der Booktok-Community gehypt. Es scheint ein neuer Trend zu sein, solche Tiktok-Erfolge besonders rasch in Streaming-Hits zu verwandeln. Eine neue Stufe von grauenhaft eben. Peter Temel

…read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.