
Der bisherige Vorsitzende des Stiftungsrates Lothar Lockl wird das oberste ORF-Aufsichtsgremium verlassen. Das neue ORF-Gesetz sehe mit 17. Juni 2025 eine neue vierjährige Funktionsperiode vor, die somit bis 2029 dauern werde. „Die Arbeit im Stiftungsrat ist mit einem enormen Zeitaufwand verbunden. Daher habe ich mich entschieden, aus Ressourcengründen mit dem Beginn dieser neuen Periode aus dem Stiftungsrat auszuscheiden und mich wieder voll auf meine berufliche Tätigkeit als Strategie- und Kommunikationsberater zu fokussieren“, teilte Lockl am Mittwoch dem KURIER mit.
Lockl kam auf einem Ticket der grünen Parlamentspartei in den Stiftungsrat und wurde 2022 ohne Gegenstimme zum Nachfolger des vorherigen Vorsitzenden und FPÖ-Vertreter Norbert Steger gekürt. Er war zuvor u. a. Bundesparteisekretär der Grünen und Wahlkampfleiter von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und dessen späterer Berater und ist im Brotberuf geschäftsführender Gesellschafter der Kommunikationsagentur Lockl & Keck. Die Stiftungsratsposition ist lediglich ein Ehrenamt.
Seinen letzten Auftritt als Vorsitzender des 35 Personen umfassenden Gremiums wird der 56-Jährige bei der konstituierenden Sitzung des neuen Stiftungsrates am 16. Juni haben, die er einzuberufen hat. Dort wird u. a. seine Nachfolge bestimmt, wie auch die Beschickung der Ausschüsse für Finanzen und Technik sowie Programm festgelegt.
Lockl will reibungslose Übergabe gewährleisten
„Ich bin zuversichtlich, dass an der Spitze des neuen Stiftungsrats eine Persönlichkeit gewählt wird, die Erfahrung, hohe fachliche Kompetenz und eine breite Mehrheit vereint, um den Herausforderungen für den ORF und den Medienstandort Österreich erfolgreich zu begegnen“, erklärte Lockl weiter. Bis zum Zeitpunkt der Neu-Konstituierung im Juni werde er selbstverständlich die Funktion des Vorsitzenden in vollem Umfang weiter wahrnehmen und danach eine reibungslose Übergabe gewährleisten.
Nach der Schnellschuss-Novelle zum ORF-Gesetz, die durch ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshof und die späte Einigung auf eine Regierung notwendig geworden war, läuft derzeit die Neuaufstellung der ORF-Gremien. Mit der jüngsten ORF-Gesetzesnovelle wurde das Auswahlprozedere und die Anforderungen an Bewerberinnen und Bewerber adaptiert.
APA/ROLAND SCHLAGER / ROLAND SCHLAGER
Zwei, die miteinander konnten: Stiftungsratschef Lockl und ORF-Generaldirektor Roland Weißmann
Mit der Gesetzesnovelle ist auch die Anzahl der von der Bundesregierung in das oberste ORF-Gremium zu entsendenden Personen von neun auf sechs geschrumpft. Für diese läuft bis 5. Mai (18 Uhr) eine Ausschreibung. Bewerbungen sind per E-Mail beim Medienministerium möglich. Dabei muss die Regierung darauf achten, dass ausreichend Expertise in Bereichen wie Medienwirtschaft, Betriebswirtschaft, Kommunikation, Medienrecht oder auch Controlling unter den ausgewählten Personen gegeben ist, wobei auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis Bedacht zu nehmen ist. Auch darf keine Unvereinbarkeit – wie etwa ein Job im ORF oder bei einem Parteiklub – vorliegen.
Wichtige Weichenstellungen trotz hartem Sparkurs
Lockls Resümee seiner Jahre im ORF-Aufsichtsrat: „Unabhängige Medien liegen mir seit meinem Studium der Politikwissenschaft und Publizistik am Herzen. Daher war es für mich ein Privileg, für den ORF und sein Publikum fünf Jahre lang im Stiftungsrat, drei davon als Vorsitzender, ehrenamtlich tätig gewesen zu sein.“ Trotz eines harten Sparkurses sei es in dieser Zeit gelungen, wichtige Weichenstellungen umzusetzen. Er führt etwa die neuen digitalen Angebote wie die Streamingplattform ORF.on, den Kids-Kanal, den multimedialen Newsroom, die neue Finanzierungsbasis, das neue Redaktionsstatut oder den neuen Ethik-Kodex An. „Trotz internationaler Konkurrenz nutzen über 85 Prozent der Bevölkerung …read more
Source:: Kurier.at – Kultur