Klimaneutral bis 2050? Was vom europäischen Green Deal übrig ist

Politik

Der Green Deal ist das Kernthema der aktuellen EU-Kommission. Manches ist schon geglückt, anderes weniger.

Es war eine historische Wende, welche die frisch eingesetzte EU-Kommission 2019 hinlegte: Angeschoben von der Fridays-for-Future-Bewegung und der damaligen Strahlkraft mehrerer Millionen streikender EU-Bürger – die sich auch im damaligen EU-Wahlergebnis widergespiegelt hatte – erklärte Präsidentin Ursula von der Leyen den Klimaschutz zum Herzensthema ihrer Kommission. 

Mit dem ehrgeizigen „European Green Deal“ beginne eine Reise, sagte sie damals – und sprach vom „Mann auf dem Mond“-Moment Europas. Das große Ziel: Die EU soll bis 2050 „klimaneutral“ werden.

Rund viereinhalb Jahre später und nur noch ein paar Wochen vor der nächsten EU-Wahl im Juni ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Wohin ist die „Mondreise“ bisher tatsächlich gegangen?

Was hat funktioniert?

Im Rahmen des Deals wurden zahlreiche Gesetze in verschiedensten Politikbereichen verabschiedet. Die Emissionen in der EU sind gesunken. CO2 wird in 19 EU-Staaten bepreist, ab 2027 kommt ein eigenes EU-Handelssystem (ETS II) für alle fossilen Brenn- und Treibstoffe. 

Besonders erfreut zeigten sich Umweltschutzorganisationen über das EU-weite Aus für Neuwagen mit Verbrennermotor ab 2035 – wobei das zuletzt ins Wanken geraten ist, weil Parteien wie die deutsche CSU/CDU und die ÖVP das wieder rückgängig machen wollen. 

Auch der 2021 beschlossene „Zero Pollution“-Aktionsplan, mit dem Luft, Wasser und Boden schadstoffrei gemacht werden sollen, gilt als wichtiger Meilenstein. Ebenso der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft aus dem Jahr 2020.

Widerstand der Landwirte

Doch der grüne Motor der EU-Kommission ist massiv ins Stottern gekommen. Gerade jüngere Reformprojekte wurden nicht mehr umgesetzt, verschoben oder zurückgezogen. Die große Unterstützung für den Deal, die anfangs zu beobachten war, ist mit den Jahren kleiner geworden: Während das Konzept und seine Umsetzung Klimaschützern nicht weit genug gehen, wuchs auch der Widerstand gegen grüne Reformen. 

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Besonders aus dem Agrarbereich gab es vehemente Kritik, man fühlte sich von den EU-Umweltauflagen stark unter Druck gesetzt. In mehreren EU-Ländern gingen wütende Bauern auf die Straßen.

Das führte etwa dazu, dass die EU-Kommission ihren Vorschlag für eine Pestizidverordnung Anfang des Jahres zurückzog. Nach diesem hätten Landwirte den Einsatz von Pestiziden deutlich einschränken müssen, wollte man doch eine Reduktion von 50 Prozent bis 2030 erreichen.

Renaturierung, Lebensmittelsysteme, REACH-Verordnung

Beim bereits im Trilog abgesegneten Renaturierungsgesetz, im Zuge dessen etwa Wälder aufgeforstet und Flüsse in ihren natürlichen Zustand versetzt werden sollten, kam es zu einem plötzlichen Stillstand – weil klar war, dass für den letzten Beschluss im EU-Ministerrat nicht mehr ausreichend viele Staaten hinter dem Umweltprojekt standen. Österreich enthielt sich der Stimme. 

Und auch bei nachhaltigen Lebensmittelsystemen sehen Wissenschafter Luft nach oben – ein entsprechendes Gesetz wurde zwar mit dem Green Deal Aussicht gestellt, aber bisher nicht umgesetzt. Die versprochene Überarbeitung der REACH-Verordnung zur Chemikaliensicherheit wurde ebenfalls verschoben.

Laut einer am Montag veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung PwC Strategy& läuft die EU auch Gefahr, ihre Wasserstoffziele zu verfehlen. Die EU will demnach 2030 mindestens 20 Mio. Tonnen sauberen Wasserstoff nutzen und die Hälfte davon in Europa selbst produzieren. Davon sei die EU allerdings „weit entfernt“.

Aufgrund solcher Schwierigkeiten dürften die wenigsten EU-Staaten die vorläufigen Klimaziele …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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