
Der Mann, der keine zwei Jahre später zum Papst gewählt werden wird, trägt schwarze Gummistiefel, eine graue Hose und kurze weiße Haare. Um ihn herum wabert die braune Brühe. Sie stand bisweilen kniehoch in den Armenvierteln. Eine Folge verheerender Regenfälle, ausgelöst vom Wetterphänomen „El Niño“, das durch den Klimawandel noch einmal verstärkt wurde.
Am Donnerstag, kurz nachdem der Mann vom Balkon des Petersdoms winkte, füllten sich die sozialen Netzwerke in Peru in Windeseile. Gepostet wurden Fotos und Videos von Papst Leo XIV. aus dessen peruanischer Zeit.
Sie stammen aus der Epoche, als er noch Bischof Robert Prevost hieß und sich in der Diözese Chiclayo um die Opfer der verheerenden Überschwemmungen kümmerte: „Er hat uns nie alleine gelassen“, überschrieb die Zeitung La Republica einen entsprechenden Clip aus dem Vorjahr.
Ein Bischof zum Anfassen
Die Bilder und Videos zeigen einen Bischof, der da ist für die Ärmsten der Armen. Der hingeht, wo es wehtut. Anders als der große Favorit vor dem Konklave – der italienische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin – hat Prevost Erfahrung als Seelsorger in den Armenvierteln gesammelt, war an der Basis unterwegs.
„Von dem Moment an, als er in Peru ankam, verliebte er sich in das Land“, sagte Chiclayos heutiger Bischof Edinson Edgardo Farfan Cordova peruanischen Medien: „Ich bin überzeugt, dass Papst Leo XIV. die Linie der Gemeinschaft und der Nähe zu den Armen fortsetzen wird, die das Pontifikat von Franziskus geprägt hat.“
In seinem letzten Interview auf peruanischem Boden vor seiner Abreise nach Rom vor gut zwei Jahren sagte Prevost: „Es wird mir schwerfallen, all die Gemeinden zu verlassen.“ Es gibt Bilder, die Prevost zeigen, wie er auf peruanischen Pferden durch die Landschaft reitet oder am Grill hantiert.
Ein Bischof zum Anfassen, mit kultureller Offenheit, der das fremde Land rasch als neue Heimat akzeptierte.
Berufswunsch Papst
Der neue Papst war als jüngster von drei Söhnen in eine Familie mit italienischer, spanischer und französisch-kreolischer Migrationsgeschichte in einem Vorort von Chicago geboren worden. Als erster US-Amerikaner an der Spitze der katholischen Kirche mag seine Wahl viele Beobachter überrascht haben, doch rückblickend scheint sein Werdegang für Wegbegleiter vorbestimmt gewesen zu sein.
Schon als kleiner Bub habe er unbedingt Priester werden wollen; regelmäßig habe er im Kinderzimmer „auf dem Bügelbrett“ Litaneien und Predigten nachgestellt, erinnerte sich sein Bruder John diese Woche im US-Fernsehen.
Entscheidend dafür soll die Mutter Mildred Martinez gewesen sein: „Sie ging täglich mit Robert zur Messe“, erinnert sich eine ehemalige Klassenkameradin im Gespräch mit den Chicago Sun-Times. „Gemeinsam reinigten sie die Altäre, die Kirche und beteiligten sich an Spendenaktionen.“
Robert wurde folgerichtig Ministrant und sang im Schulchor, besuchte später auf eigenen Wunsch die örtliche katholische Privatschule des heiligen Augustin. Er sei laut Mitschülern ein herausragender Schüler gewesen, der sich im Debattenklub und in der Schülervertretung engagiert habe.
Während seines Bachelorstudiums (Mathematik) trat Prevost dem örtlichen Augustinerorden bei, legte mit 23 Jahren seine ersten Gelübde ab. Vier Jahre später wurde er in Rom zum Priester geweiht.
via REUTERS/Augustinian Province of Our Moth
Der heutige Papst Leo XIV. (links) traf in den 80er-Jahren in Rom auf seinen Vorgänger Johannes Paul II.
Er blieb in der Ewigen Stadt, machte sein …read more
Source:: Kurier.at – Politik