
Russland hat die Ukraine in der vergangenen Nacht mit fast 300 Drohnenangriffen und rund 70 Schlägen mit Raketen und Marschflugkörpern überzogen. Es handelt sich um einen der massivsten Luftangriffe seit Kriegsbeginn. Mindestens zwölf Menschen kamen ums Leben, Dutzende wurden verletzt.
Intensive Angriffe
Rettungskräfte waren in mehr als 30 ukrainischen Städten und Dörfern im Einsatz. Unter den Toten seien auch Kinder, meldeten ukrainische Behörden. Etwa alle drei Wochen führen die russischen Streitkräfte „strategische“ Angriffe mit Raketen und Marschflugkörpern durch. In den vergangenen Wochen intensivierte der Kreml seine Luftangriffe deutlich – von möglichen, ernsthaften Friedensverhandlungen scheint man weit entfernt zu sein.
Dagegen ist die ukrainische Flugabwehr mangels genügend Systemen und Abwehrraketen noch machtloser als gegen die Drohnenschwärme, mit denen Russland die Ukraine täglich überzieht.
Abseits der Luftangriffe tief ins Landesinnere rücken die russischen Truppen an einigen Frontabschnitten weiter vor: Bei der Stadt Kupjansk im Raum Charkiw konnten sie ihren Brückenkopf westlich des Flusses Oskil signifikant ausbauen.
Vormarsch
An der südlichen Front im Donbass eroberten sie in den vergangenen Tagen ebenfalls einige ukrainische Positionen und rücken auf die Stadt Konstiantiniwka vor. Etwas weiter westlich, um die Stadt Pokrowsk, verzeichnen ukrainische Streitkräfte eine hohe Anzahl russischer Angriffe. Allein an einem Tag wurden über 200 Gefechte gemeldet, wobei 43 Angriffe im Raum Pokrowsk stattfanden. Dort rücken russische Verbände zur Oblastgrenze von Dnipropetrowsk vor – es finden bereits Zwangsevakuierungen der Zivilbevölkerung statt. Bei ihren Angriffen erleiden die russischen Streitkräfte hohe Verluste, setzen die Ukrainer jedoch massiv unter Druck.
Gefangenenaustausch
Indes schlossen Russland und die Ukraine am Sonntag ihren großen Gefangenenaustausch ab. Sie ließen jeweils weitere 303 Personen frei. Das teilten das russische Verteidigungsministerium in Moskau und der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij mit. Damit kamen seit Freitag jeweils 1.000 Gefangene auf beiden Seiten in Freiheit. Die Vereinbarung dazu war am 16. Mai bei Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul getroffen worden.
Von den Heimkehrern am Samstag seien 273 im Gebiet Donezk in russische Gefangenschaft geraten, ein großer Teil schon 2022, so Selenskyj. Andere seien in den Gebieten Cherson, Saporischschja, Charkiw und Luhansk von den Russen gefasst worden.
Die russischen Soldaten befänden sich derzeit auf dem Territorium der Republik Belarus, wo sie die notwendige psychologische und medizinische Hilfe erhielten, teilte das Ministerium in Moskau mit. „Alle russischen Militärangehörigen werden zur Behandlung und Rehabilitation in die Russische Föderation gebracht“, hieß es weiter.
Source:: Kurier.at – Politik