Wer nach Raisis Tod „Oberster Führer“ des Iran werden könnte

Politik

Ein ähnliches Modell des verunglückten iranischen Helikopters ist auch in Österreich im Einsatz. Doch es gibt einen großen Unterschied.

Noch gilt es nicht als gesichert, wie der iranische Präsident Ebrahim Raisi und acht weitere Personen bei dem Hubschrauberabsturz am Sonntag ums Leben kamen. Während eifrig spekuliert wird, wer hinter einem Sabotageakt stecken könnte, steht eine Ursache im Raum, die mindestens so realistisch ist wie jene einer Sabotage: Technisches Gebrechen.

Notdürftige Reparaturen

Der abgestürzte Hubschrauber ist vom Typ Bell 212 – einer Maschine, die seit 1998 nicht mehr hergestellt wird und laut Experten zwischen 40 und 50 Jahre alt ist. Das ist bei Hubschraubern keine Seltenheit – ist die Bell 212 nach wie vor bei vielen Staaten und Streitkräften im Einsatz. Auch in Österreich als italienisches Lizenzmodell „Agusta Bell 212“. Der große Unterschied ist, dass die Helikopter in anderen Staaten regelmäßig modernisiert werden (in Österreich das letzte Mal 2015), während die iranische Luftflotte aufgrund der westlichen Sanktionen massiv veraltet ist.

Seit der Islamischen Revolution von 1979 ist es dem Iran weitgehend verboten, neue Flugzeuge oder Flugzeugkomponenten von US-amerikanischen oder europäischen Anbietern zu kaufen – so sind zivile und militärische Betreiber im Iran auf notdürftig reparierte Fahrzeuge aus früheren Zeiten angewiesen.

Die Iranischen Fluggesellschaften betreiben einige der ältesten Flugzeuge der Welt – mit einem durchschnittlichen Flottenalter von über 25 Jahren. Einige Inlandsflüge werden mit Modellen durchgeführt, die im Rest der Welt längst ausgemustert wurden.

via REUTERS/West Asia News Agency

Während der Iran bei simpleren Technologien – wie etwa der Herstellung von Drohnen – die Sanktionen vor allem durch chinesische Hilfe gut umgehen konnte, stellt die bemannte Luftfahrt ein größeres Problem dar. Derzeit sind nur 180 von 330 iranischen Flugzeugen in Betrieb. 

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Unzufriedenheit

Die Luftfahrtindustrie ist nur einer von vielen Sektoren der iranischen Wirtschaft, die am Boden liegen. Die Inflation ist nach wie vor hoch, lag im vergangenen Jahr bei mehr als 47 Prozent. Immer wieder finden in Städten Demonstrationen statt – wenn nicht gegen die hohen Lebensmittelpreise und den schwachen Rial, dann gegen die regelmäßigen Misshandlungen junger Frauen durch regierungsnahe Schlägertrupps.

Unter dem „obersten Führer“, Ajatollah Ali Khamenei ist der Iran – vor allem nach Donald Trumps Aufkündigung des Atomdeals von 2015 – wirtschaftlich in Richtung Osten gerückt, hofft vor allem auf Russland und China. Die Außenpolitik in Richtung Westen ist jedoch unverändert: „Tod den USA, Tod Israel“. Diese Linie trug Raisi, der 2021 sein Amt als Präsident antrat, mit. Und so wurden dem Hardliner gute Chancen auf den posten des „obersten Führers“ nachgesagt, sollte Khamenei (85) sterben.

Der Tod Raisis dürfte das Kandidatenfeld um die Nachfolge verengt haben: Da wäre einerseits Khameneis Sohn Modschtaba (55), der als Kommandant der Basidsch-Miliz die Proteste vor einem Jahr blutig niedergeschlagen haben soll. Dagegen spricht, dass eine Ernennung Modschtabas für viele einer „dynastischen Ordnung“ gleichkommen könnte. Ein Modell, das die Ajatollahs grundsätzlich ablehnen. Wie stark die Machtkämpfe innerhalb des iranischen Machtzirkels sind, ist schwer zu sagen.

Ein anderes Szenario ist ein Militärputsch durch die iranischen Revolutionsgarden. Ihre Macht im Staat ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Sollten …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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