Professionalisierung in der Leichtathletik: Wenn Laufen zur Formel 1 wird

Sport

Sportmarken wollen den Laufsport professionalisieren. Könnten Laufbewerbe künftig wie der Radsport oder die Formel 1 durch Markenteams organisiert sein?

Rund 40.000 Menschen sind bereit für die Bewerbe beim Vienna City Marathon am Sonntag in Wien. Ein Paar Schuhe, eine Straße und die Kraft der eigenen Beine. Laufen ist keine Wissenschaft, könnte man meinen. Doch auch Jahrtausende nach der Entstehung des kompetitiven Laufsports werden auf Laufbahnen immer noch wertvolle Zehntel herausgeholt. 

Ein Grund dafür ist die zunehmende Professionalisierung. 

Lange galten Läufer aus hoch gelegenen afrikanischen Ländern wie Kenia als Favoriten auf Lang- und Mittelstrecken. Nach und nach holten Athleten aus Europa und Nordamerika auf. 

Vergrößertes Know-how und die wachsende Professionalisierung gaben den Ausschlag. Vor allem in den USA entwickelten sich Markenteams, die es sich zur Aufgabe machten, die Vorbereitung der Athleten auf Wettkämpfe zu professionalisieren. Auch mit dem wirtschaftlichen Ziel, Topathleten zu formen, mit denen sich die US-Kundschaft identifizieren konnte.

Pionierarbeit leistete dabei das „Nike Oregon Project“, das allerdings 2019 seine Arbeit wieder einstellen musste, weil es mit Dopingvorwürfen gegen den Cheftrainer zu kämpfen hatte. 

Als Einzelsportler im Team

In Europa startete die Schweizer Sportfirma „On“ mit ihrem „On Athletic Club“ 2022.  Mit dabei ist auch der 21-jährige Wiener Sebastian Frey. „Der Plan ist es, von Oktober bis April in Südafrika auf ca. 2.000 Metern Höhe zu trainieren, von April bis September in St. Moritz auf 1.800 Metern“, erzählt er. In einem Team von rund einem Dutzend Athleten trainiert es sich auch als Einzelsportler besser. Man treibe sich gegenseitig an, im Training könne er von den anderen profitieren, erzählt er. 

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Das Team wird vom langjährigen deutschen Bundestrainer Thomas Dreißigacker geführt. Die Athleten werden rundum betreut –  von Physiotherapie über Mentaltraining bis hin zu Ernährungsberatung, finanziellen Tipps und Versicherungen, erklärt Athletenmanager Niklas Bühner im KURIER-Gespräch. 

Janosch Abel

Läufer sollen nicht mehr nur nach Ländern eingeteilt werden, sondern auch nach Markenteams. Die Zusammenarbeit mit den nationalen Verbänden laufe gut, so Dreißigacker. Die Athleten laufen weiter unter der jeweiligen Flagge ihre Ergebnisse ein. Der Coach nennt das eine „Win-win-Situation“.

Aufholjagd von Europa und Nordamerika

Europa und Nordamerika hätten durch die Professionalisierung vor allem auf den Strecken 1.500 bis 5.000 Meter auf afrikanische Athleten aufgeholt, sagt Dreißigacker. „Da gibt es kaum noch Unterschiede“, sagt der Deutsche. Durch die Professionalisierung könnten sich die Athleten „besser auf den Sport konzentrieren, weil sie Einkommen haben und nicht nebenbei Vollzeit arbeiten“ müssten. Zudem habe sich dadurch die Trainingsmethodik weiterentwickelt. Auch die Regeneration der Athleten funktioniere in dem professionellen Umfeld viel besser. 

Markenteams wie in der Formel 1

Könnte es dazu kommen, dass Laufbewerbe wie der Radsport oder die Formel 1 eines Tages als Markenteams organisiert ist? „Auf jeden Fall“, sagt Frey, der trotz seines jungen Alters studierter Ökonom ist. „Große Marken sind zunehmend aktiv. Bei uns im OAC Europe sieht man, dass extrem viel rausgeholt werden kann, wenn viele professionelle Athleten zusammen trainieren. Da wird ein Umfeld geschaffen, in dem man optimal voneinander lernen kann, weil dann das geballte Wissen aufeinander trifft.“ 

Auch Dreißigacker und Bühner sehen es als wünschenswert an, dass auch andere Marken nachziehen. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt der …read more

Source:: Kurier.at – Sport

      

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