
Der bedeutende Wiener Galerist Ernst Hilger ist tot. Er war eine der prägenden Figuren des Kunstmarktes in Österreich, der eigene Galerien mit zahlreichen namhaften Künstlern und eine eigene Kunstsammlung aufgebaut hat. Wie seine Frau dem KURIER erklärte, kam sein Tod überraschend, noch am Sonntag war der Galerist auf einer Kunstmesse gewesen und hatte ein Künstleratelier besucht.
1950 in Wien geboren, studierte Ernst Hilger ab 1968 Betriebswirtschaftslehre und wollte nebenbei Musik machen. Er gründete das Folk-Lokal Atlantis, wo zahlreiche Austro-Popper ihre ersten Auftritte feierten, und gemeinsam mit dem Sammler Peter Infeld eine Studentenedition, bei der man Grafiken für umgerechnet heute rund 25 Euro kaufen konnte. „Mein ganzes Leben ist ein glücklicher Zufall, der sich nur mit der Leidenschaft gut kombiniert hat“, resümierte Hilger, der eigentlich Sänger oder Dichter werden wollte, einmal.
1971 folgte die Gründung der Galerie Academia in Salzburg, 1972 der Galerie Spectrum in Wien, 1976 schließlich die eigene Galerie in Wien, wo seither weit mehr als 500 Ausstellungen stattgefunden haben. Zwischenzeitlich gab es Dependancen in Frankfurt und Paris, ab 2003 das hilger contemporary, seit 2009 die HilgerBROTKunsthalle, die 2013 um HilgerNEXT erweitert wurde. Messeteilnahmen auf der ganzen Welt waren selbstverständlich, Entdeckungen in Asien und im Iran ein Teil des Galeriealltags. „Ich habe 50 ganz sensationelle Jahre gehabt. Ich war 30 Jahre lang der Platzhirsch“, sagte er.
Ernst Hilger war lange Präsident der Vereinigung der österreichischen Galerien, Beiratsmitglied der Art Basel und von 2002 bis 2007 Präsident des europäischen Galeristenverbandes. Viele ihm lange und eng verbundene Künstler wie Alfred Hrdlicka oder Mel Ramos, aber auch Adolf Frohner, Franz Ringel, Georg Staudacher, Georg Eisler, Oswald Oberhuber oder Markus Prachensky, sind bereits gestorben.
Die Lage am Kunstmarkt sei schwierig geworden („Alle Galerien raufen!“), von der Weltlage ganz zu schweigen, sagt er. „Die Leute, die jetzt an die Macht kommen, haben mit Kunst gar nichts am Hut.“ Dabei hatte er bereits vor Jahren konstatiert, dass es ganz ohne Zuwendung nicht ginge: „Kultur ist eine Pflanze, die Wasser braucht. Gibt man ihr Wasser, entwickelt sie sich von selber. Kultur ist wie ein Unkraut.“
Neben seiner Galerie hat Ernst Hilger, der u.a. mit dem Professorentitel (2000) und dem Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Wien (2008) geehrt wurde, auch eine eigene Kunstsammlung aufgebaut. 400-500 Arbeiten daraus hat er an das MUSA geschenkt. 2018 war eine Auswahl aus der Hilger Collection, in der sich auch zeitgenössische iranische und indonesische Malerei, kongolesische Fotografie oder südafrikanische Skulpturen befinden, im Museum Angerlehner in Oberösterreich zu sehen.
Source:: Kurier.at – Kultur