Brit-Regisseur James Hawes über Rami Malek: Amateur statt Actionheld

Kultur

CIA-Agent Charlie Heller möchte den Mord an seiner Frau rächen. Als er diesen Entschluss seinen Vorgesetzten mitteilt, brechen sie in schallendes Gelächter aus: Was? Er? Nie im Leben! Wo er doch nicht einmal eine Chance gegen eine 90-jährige Nonne beim Armdrücken hätte!

Tatsächlich kann Charlie Heller weder kämpfen noch schießen – und schon gar nicht im Nahkampf killen. Er ist der klassische Computer-Nerd. Seine Waffe ist die Lesebrille, mit deren Hilfe er verschlüsselte Botschaften decodieren kann. Dass er das Haupt einer terroristischen Bande finden und töten könnte, das bei einem Überfall seine Frau umgebracht hat, traut ihm keiner zu.

„Charlie Heller ist ein unerwarteter Held – unerwartet und unterschätzt, wie ihn Rami Malek gerne nennt“, erzählt der britische Regisseur James Hawes im KURIER-Gespräch über die Hauptfigur seines Thrillers „The Amateur“ (jetzt im Kino): „Wenn man in das CIA-Büro kommt, muss man fünf Stöcke in den Keller hinunter fahren.“

Dort findet man Oscarpreisträger Rami Malek, der als unerwarteter Held in Anzug und Krawatte hinterm Computer sitzt. Der ehemalige Bond-Bösewicht („Keine Zeit zu sterben“) und Freddie Mercury-Darsteller („Bohemian Rhapsody“) konnte sich in der Thriller-Serie „Mr. Robot“ bereits als Internetspezialist und Hacker eingrooven. Als zartbesaiteter Charlie Heller mit Aktentasche und Brille wirkt er auf den ersten Blick, als könnte er kein Wässerchen trüben. „Du bist kein Killer“, sagt Laurence Fishburne als Nahkampftrainer resigniert zu seinem neuen Schüler.

John Wilson

Laurence Fishburne (li.) und Rami Malek in „The Amateur“

In einem typischen Agententhriller würde sich Charlie vom IT-Außenseiter zum Terroristen-Töter mausern, sagt Hawes: „Binnen Kurzem wäre er ein kampferprobter Scharfschütze. Was mir an diesem Stoff, der auf dem Roman von Robert Littell basiert, aber so gut gefällt: Charlie verwandelt sich nicht in einen Actionhelden, sondern bleibt Amateur. Trotzdem entwickelt er die Fähigkeit, Rache zu üben.“

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Photo by StillMoving.Net for The Walt Disney Company Limited/StillMoving.Net/Walt Disney Company Limited

Der britische Film- und Serien-Regisseur James Hawes 

Der Regisseur und sein Hauptdarsteller Rami Malik, der auch als Produzent gelistet ist, arbeiteten eng an der Figurenentwicklung von Charlie Heller zusammen. Die Geschichte beginnt mit einem Mann, der darauf vertraut, dass seine Vorgesetzten das Richtige tun. Erst nach und nach wird er misstrauisch und beschließt, die Aufklärung der Ermordung seiner Frau selbst in die Hand zu nehmen: „Wir wollten auch eine Geschichte der Trauer erzählen“, sagt Hawes: „Die unterschiedlichen Phasen von Charlies Trauer verleihen seinem tödlichen Rachefeldzug eine jeweils andere Temperatur. Das war uns ganz besonders wichtig.“

Istanbul statt Prag

James Hawes kennt sich im Spionage-Genre aus. Erst kürzlich hat er neben zwei Folgen von „Black Mirror“ auch mehrere Episoden der britischen Spy-Serie „Slow Horses“ mit Gary Oldman abgedreht – „wo ich mich im John-le-Carré-Land herumtreiben konnte“, grinst der Regisseur: „Und natürlich liebe ich all die Spionage-Klassiker wie ,Die drei Tage des Condor‘ oder ,Die Unbestechlichen‘. Gleichzeitig aber wollte ich einen Film machen, der sich ausgesprochen zeitgemäß anfühlt.“

John Wilson/Disney

Rami Malek (mit Caitríona Balfe)  als IT-Spezialist, der gegen den Willen seiner CIA-Vorgesetzten  Rache an den Mördern seiner Frau übt: „The Amateur“    

So schrieb Autor John Littell „The Amateur“ im Jahr 1981, als Prag noch als Drehscheibe des Kalten Krieges galt. …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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