Filmkritik zu „Evil Does Not Exist“: Dorfbewohner gegen Campingplatz

Kultur

Oscar-Preisträger Ryūsuke Hamaguchis („Drive My Car“) drehte ein rätselhaftes Naturschutz-Drama zu faszinierender Musik

Von Gabriele Flossmann

 Der zentrale Konflikt dieses Films ist die Frage, wie viel menschlichen Eingriff die Natur verträgt. Ein höchst brisantes Thema also. Gerade haben zwei Vertreter einer Firma aus Tokio den Bewohnern eines kleinen Dorfes erklärt, dass sie in ihrer Gegend ein „Glamping“-Resort aufbauen wollen: Einen Zeltplatz für Luxus-Camper.

Ein Start-up-Unternehmen möchte die ländliche Gegend touristisch ausschlachten. Die Dorfbevölkerung sollte mit einer hübschen Power-Point-Präsentation und ein paar wohlklingenden Floskeln beschwichtigt werden. Aber die geschäftstüchtigen Städter haben die (Bauern-)Schläue der „Landeier“ unterschätzt. Wobei die Fronten zunächst nicht so klar sind, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. Strittig ist vor allem der Abwassertank. Die Dorfbewohner befürchten, dass er das Grundwasser verseucht.

An der Spitze des dörflichen Widerstands gegen den geplanten Campingplatz steht Takumi, der als alleinerziehender Vater mit seiner Tochter Hana im japanischen Hochland lebt. Er führt ein einfaches, naturverbundenes Leben und steht jedem Eingriff skeptisch gegenüber.

Der Mann und die Frau, die vom Start-up-Unternehmen in die Berge geschickt wurden, bekommen aus Tokio den Auftrag, Takumi für ein paar Tage zu begleiten. Der Plan: Wenn man ihn für das Projekt gewinnt, folgt auch der Rest des Dorfes.

Pandora Film/NEOPA, Fictive

Städter entdecken beim Holzhacken das Landleben: „Evil Does Not Exist“

Doch statt den störrischen Takumi vom Projekt zu überzeugen, entdecken diese selbst die Liebe zur Natur. Als einer von ihnen beim Holzhacken aushilft und erstmals in seinem Leben eine Axt schwingen darf, entschließt er sich, nicht mehr in die Stadt zurückzukehren.

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Ähnlich ist es wohl dem Regisseur und Oscar-Preisträger Ryūsuke Hamaguchi („Drive my Car“, 2022) ergangen. Der Großstädter scheint bei den Dreharbeiten der Schönheit der japanischen Gebirgslandschaft erlegen zu sein. Die ruhigen und langen Naturbilder zeugen von großer Begeisterung für die Schönheit des Waldes.

Wer sich auf dieses radikal langsame Kino einlässt, wird mit einer ruhigen Meditation über den Menschen und die Natur belohnt. Aufgelockert mit leisen, humorvollen Zwischentönen. „Suspense“ wird man in diesem spektakulär unspektakulären Film jedenfalls keinen finden. Denn schließlich geht es darin um Kritik an der Schnelllebigkeit des kapitalistischen Systems. Und die eignet sich nicht für schnelle Bilder.

Pandora Film/NEOPA, Fictive

„Evil Does Not Exist“ von Oscarpreisträger Ryūsuke Hamaguchi

Das Drama feierte seine Premiere beim letzten Filmfestival von Venedig und wurde mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet.

INFO: JPN 2023. 106 Min. Von Ryūsuke Hamaguchi. Mit Hitoshi Omika, Ryo Nishikawa.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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