
Von Susanne Lintl
Sein Name ist wie die Faust aufs Auge: Happy Singh, ein in Wien lebender indischer Asylant, hat nämlich kaum Anlass, glücklich zu sein. Seit über zehn Jahren hält er sich in Österreich auf und hat es nicht weit gebracht. Nichts hat sich an seinem Status geändert, außer dass er – nach einer Beziehung mit einer Österreicherin – Vater geworden ist. Keine Aufenthaltserlaubnis, keine Arbeitserlaubnis, ist er höchstens geduldet als Underdog. Über ihm hängt das Damoklesschwert der Abschiebung. Happys Bruder – umgekommen beim gefährlichen Schleppertransport nach Europa in einem engen Container – hieß übrigens Lucky.
Es ist eine unsentimentale und gerade deshalb so berührende Flüchtlingsgeschichte, die Sandeep Kumar uns erzählt. Ganz in der Tradition italienischer Neorealismo-Filme heftet er sich an die Fersen seines Protagonisten (eine Entdeckung: Sahidur Rahaman) und lässt uns seinen ernüchternden Alltag miterleben. Wie er versucht, sich mit Aushilfsjobs über Wasser zu halten, damit sich seine neunjährige Tochter Maya nicht für ihn genieren muss. Wie glücklich er ist, wenn er seinem Kind ein Lächeln entlocken kann. Wie verzweifelt, als sein rotes Moped, das er für seinen Lieferantenjob braucht, demoliert wird. Wie ihm Freunde – auch österreichische – immer wieder aus der Patsche helfen und wie er dann letztendlich doch vor der Behörde kapitulieren muss.
Fragile Existenz
Doch es sind die schönen Momente, die hängen bleiben. Etwa, wenn Happy in einem Wiener Park mit Maya das alte indische Spiel Pittu spielt – da spürt man förmlich die Wärme und Herzlichkeit, die sie verbindet. Als er ihr die teuren roten Schuhe schenkt, die sie sich schon so lange gewünscht hat, leuchten Mayas Augen.
Auch die Heimleiterin (Lilian Klebow) steht auf Happys Seite: Sie will Maya nach dem Tod der Mutter nicht auch noch den Vater nehmen und lässt beide wider alle Vernunft zu einem Urlaub in die Tiroler Berge aufbrechen.
Panda Film
Fragile Existenz: „Happy“
Sandeep Kumar arbeitet Happys fragile Existenz zwischen Hoffnung und Verzweiflung so anschaulich heraus, dass es fast schmerzt. Er zeigt, dass es da wie dort gute und böse Menschen gibt. Lässt die indischen Restaurantbetreiber, für die Happy das Essen ausliefert, noch fieser erscheinen als den grantigen Wiener Werkstattbesitzer (idealtypisch raunzig dargestellt von Roland Düringer), der Happy ein klappriges Moped andreht, aber dann doch Mitleid zeigt. Da soll noch einer sagen, dass die Wiener so unfreundlich sind.
Natürlich darf auch ein Einblick in die knallharte österreichische Behördenrealität nicht fehlen – doch auch hier zeigt der für Happy zuständige Beamte unter seiner rauen Schale eine gewisse Empathie. Am Ende sind ihm aber die Hände gebunden und er tut, was er tun muss.
Kleine Momente des Glücks im Bewusstsein, dass alles morgen vorbei sein kann und der Traum vom guten Leben in einem anderen Land geplatzt ist. Sie durchziehen diesen Blick in einen gesellschaftlichen Außenseiterkosmos, den man so nicht alle Tage erhält.
INFO: A 2024. 110 Min. Von Sandeep Kumar. Mit Sahidur Rahaman, Roland Düringer, Lilian Klebow.
Source:: Kurier.at – Kultur