Filmkritik zu „Wunderland – Vom Kindheitstraum zum Welterfolg“: Miniaturwelten

Kultur

Spannende Doku über die Zwillingsbrüder Gerrit und Frederik Braun, die die größte Modelleisenbahnanlage der Welt in Hamburg bauten

Von Gabriele Flossmann

Wer erhofft, zumindest visuell und im Geiste bei der größten Modelleisenbahnanlage der Welt mitspielen zu können, der wird von dieser Doku vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Denn die Gigantomanie, die sich in den folgenden Zahlen ausdrückt:  16.491 Meter Gleise und 4.669 Gebäude auf 1.610 Quadratmetern Grundfläche. 1.166 Züge, 145.000 Bäume und 289.410 Figuren, ist auch nicht annähernd in bombastische Bilder umgesetzt.

Denn nicht die Technik steht hier im Mittelpunkt, sondern die emotionale Befindlichkeit der beiden Wunderland-Gründer, die vor rund 20 Jahren mit viel Mut zum Risiko begonnen haben, ihren Kindheitstraum zu verwirklichen: Gerrit und Frederik Braun (Jahrgang 1967) sind Zwillingsbrüder. Und doch sind sie grundverschieden. Frederik ist der Extrovertierte, der plant und organisiert. Gerrit ist der Technik-Freak. Ohne diese unterschiedlichen Begabungen wäre der gigantische Erfolg ihrer Attraktion kaum möglich gewesen. 

Am Beginn des Films erzählen sie von ihrer Kindheit. Die Mutter war offenbar vom doppelten Kinderglück überfordert und der Vater war meist überarbeitet. Beide kümmerten sich kaum um ihre Buben. Als die Mutter starb, waren Gerrit und Frederik gerade 18 Jahre alt. Die verlorene Kindheit wollten die Brüder offenbar als Erwachsene kompensieren:  Mit einem Spielplatz der Sonderklasse.  

Tobis

Doku „Wunderland – Vom Kindheitstraum zum Welterfolg“

Verwirklichen konnten die beiden Brüder ihre kostspieligen Fantasien aber erst in Zusammen mit dem argentinischen Modellbau-Unternehmen Martinez. Der erfolgreiche Familienkonzert machte deren Kindheitstraum finanziell und technisch möglich – und zu einem Welterfolg. In dieser Doku finden das einfache Leben und die Kindheit der Brüder und die Grandezza der südamerikanischen Unternehmerfamilie nicht wirklich zusammen.  Weder stilistisch noch im Erzählrhythmus. Eigentlich sind es zwei 45-Minuten-Filme, die unter einem Titel zusammengefasst sind. Interessant sind beide. Optisch opulenter ist der Südamerika-Teil.

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INFO:  D 2024. 93 Min. Von Sabine Howe. Mit Gerrit und Frederik Braun.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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