Jan Delay: „Ich möchte nicht, dass ihr meine Lieder singt“

Kultur

Jan Philipp Eißfeldt feiert die ersten 25 Jahre seiner Kunstfigur Jan Delay mit einem Best-of-Album samt neuem Song

Einen genauen Tag kann Jan Philipp Eißfeldt nicht nennen, an dem er für sich die Kunstfigur Jan Delay erfand. Aber es ist heuer 25 Jahre her, dass der Hamburger unter diesem Namen die Single „Irgendwie, Irgendwo Irgendwann“ veröffentlicht hat. Das feiert er jetzt mit dem Greatest-Hits-Album „Forever Jan“.

„Es gab eine Rapperin, die Young Deenay hieß und grottenschlecht mit deutschem Akzent auf Englisch rappte“, erinnert sich der 48-Jährige im KURIER-Gespräch. „Young und Jan klingt ähnlich. Und weil ich Reggae liebe und Delay dabei ein wichtiger Effekt ist, kam ich auf Jan Delay.“

Damals hatte Eißfeldt mit der Gruppe Absolute Beginner und dem Album „Bambule“, einem Klassiker der Hip-Hop-Szene, gerade den Durchbruch geschafft. Herbert Grönemeyer bat ihn deshalb, für das „Pop 2000“-Projekt (einen Rückblick auf 50 Jahre deutsche Pop-Musik) einen Song zu covern. „Ich nahm ‚Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann‘ von Nena, weil das einer meiner Lieblingssongs ist. Eine andere Option war ‚Cello‘ von Udo Lindenberg, aber das hat als Reggae nicht so gut funktioniert.“

Grönemeyer war begeistert, machte daraus eine Single und „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“ wurde auch als Reggae ein Hit. Obwohl er die Solo-Karriere begründete, hat der Musiker – der stets perfekt Unterhaltung mit Haltung verbinden konnte – ein nicht ganz konfliktfreies Verhältnis zu dem Hit. „Wenn du irgendwo bist und es gehen Bundeswehrsoldaten an dir vorbei, die ‚Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann‘ oder auch den Beginner-Hit ‚Liebeslied‘ singen, denkst du natürlich: ,Da singen Leute meine Lieder, gegen die ich damit eigentlich angetreten bin. Leute, die nicht für Werte wie Offenheit, Toleranz und Frieden stehen.“ Für sie schrieb Jan Delay deshalb „Ich möchte nicht, dass ihr meine Lieder singt“. Auch dieser Song ist auf „Forever Jan“.

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Sein typischer Look

Die Greatest-Hits-Sammlung zeigt, wie stark sich der Sohn einer Kunstprofessorin und eines Filmemachers seit dem Start mit Reggae weiterentwickelt, sich genauso erfolgreich Soul- und Funk-Klängen verschrieben hat und damit Hits wie „Türlich, Türlich“ und „O Jonny“ hatte. Erst damit, sagt Delay, sei die Kunstfigur mit dem typischen Look – bunte Anzüge und Hut – perfektioniert worden. „Ich wollte nie einen anderen Charakter erschaffen, hatte aber Spaß daran, mich für Auftritte rauszuputzen. Das hatte auch den Vorteil, dass ich auf der Bühne Jan Delay sein, aber im nächsten Moment ganz normal in den Supermarkt gegen konnte.“

Mit „Hallo“ hat Delay für „Forever Jan“ auch einen neuen Song geschrieben. Er ist eine Hymne auf das gemeinsame Erleben, das Aufbrechen zu etwas, das Menschen verbindet. Ob das ein Livekonzert oder etwas ganz anderes ist, hat er offengelassen. „Die sozialen Gegebenheiten sollten immer ein Beweggrund sein, schöne Lieder oder gute Kunst zu machen, und sind das natürlich immer für mich. Aber man muss das nicht explizit ansprechen. Auch wenn das nur etwas Inspirierendes ist und glücklich macht, bringt es Leute zusammen. Mir war immer wichtig, das zu machen, was gerade aus mir rauskommt. Ich habe mir nie vorgenommen, jetzt schreibe ich ein politisches Lied, oder jetzt schreibe ich einen Party-Song. Bei mir war immer die Musik zuerst …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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