Als beim Wien-Marathon noch Narrenfreiheit herrschte

Sport

Die Premiere des Laufbewerbs in der Bundeshauptstadt stieß auf viel Skepsis und Kritik. Mittlerweile ist daraus ein Megaevent geworden.

Vor 40 Jahren hatte es wegen des ersten Wien-Marathons beim KURIER telefonische Beschwerden gehagelt. Tenor: „Wie kommen wir Autofahrer dazu, dass ma Umwege machen müssen, nur weil a paar Narren in der Stadt um die Wett’ rennen.“

Weil dann 954 Narrischen fast hunderttausend Neugierige auf die Beine sahen, durfte darüber der Schreiber dieser Zeilen eine ganze Zeitungsseite verfassen. Obwohl Reporter-Veteranen andere Sportereignisse am Marathonsonntag für wichtiger hielten …weil Hans Krankl und seine Rapidler die Werkself von VOEST mit 6:0 aus dem Hanappi-Stadion schossen;

…weil auch die Austria unter Regie von Herbert Prohaska das Städteduell Wien – Linz mit einem 4:1 auswärts gegen den LASK klar für sich entschied;

… weil der Briefträger Peter Pacult mit einem späten Tor dem Wiener Sportclub im Eisenstädter Lindenstadion zu einem Bundesliga-Sieg verhalf;

… und weil Niki Lauda beim Hitze-GP in Rio heißestes Thema war, als er in Führung liegend ausschied und sein Fitnessguru Willi Dungl verriet, dass er Niki auf 61 Kilo abmagern habe lassen, zumal die Formel-1-Elite nur noch aus leichten Burschen bestünde. Und es sich so leichter siegen ließe.

Der Lauf der Zeit

Mittlerweile sind Formel-1-Piloten zwar keine Hünen, aber im Schnitt – so wie Weltmeister Max Verstappen – 10 Kilogramm schwerer; wuchert im einstigen Eisenstädter Stadion kniehoch das Unkraut, während sich der Sportclub in der Regionalliga um den besseren Mittelfeldplatz mit der vom hüftoperierten Toni Polster gecoachten Wiener Viktoria duelliert und Peter Pacult, 64, als ältester Bundesligatrainer mit seiner Klagenfurter No-Name-Truppe Favoriten schreckt.

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Der hüftoperierte Herbert Prohaska, 68, beschränkt seine sportliche Aktivitäten auf Tennis-Doppelpartien und der hüftoperierte Evergrey Hans Krankl, 71, mit der Band Monti Beton und deren neuen Programm nur noch vor Mikrofonen zur Hochform aufläuft.

Der unwesentlich jüngere Doktor Franz Gschiegl aus Pfaffstätten indes rennt immer noch. Und zwar beim 41. Wien-Marathon zum 41-mal, nachdem er bisher stets das Ziel sah. In insgesamt 131 Stunden und 45 Minuten. Damit führt Gschiegl die Rangliste der „unentwegten Sechs“ an, die alle Wien-Marathons bestritten. Im medialen Mittelpunkt stehen, nein laufen, wird aus heimischer Sicht heute aber mit Julia Mayer, 31, eine Ex-Fußballerin. Sie ist für Olympia schon fix qualifiziert.

Bevor 1984 in L.A. erstmals ein Olympia-Frauen-Marathon erlaubt wurde , war dessen Vorkämpferin, die Amerikanerin Roberta Gibb, jahrelang gegen geschlossene Macho-Türln gerannt. Für den Boston-Marathon hatte sie sich nur mit ihren Initialen R.G. angemeldet und im Gebüsch umgezogen. Als der Rennleiter die erste Frau im Männerfeld entdeckte, wurde Roberta von diesem brutal von der Straße gerempelt. Heute weiß jeder (vermeintliche) Narr, dass es auch Frauen laufend besser geht.

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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