Auf der Suche nach dem verlorenen Himmel: Dirigentin Equilbey in Wien

Kultur
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von Susanne Zobl

Ein vierstimmiger Chor hebt wortdeutlich an. Die Stimmen klingen kristallklar, ausgewogen in allen Lagen. Die Balance ist präzise austariert. Das ist Millimeterarbeit in Töne gesetzt. Dann setzten die Streicher ein. Die Töne fließen wie dunkler Honig, geschmeidig bringt die Dirigentin die Musik zum Fließen. Wenn später die Naturhörner ihren Charme entfalten, erlebt man einen Orchesterklang, den man nicht genug schätzen kann. Die Rede ist vom Chor Accentus, dem Insula Orchestra und deren Gründerin und Dirigentin Laurence Equilbey. Am Freitag, 30. 5., bringt diese Formation mit erstklassigen Solisten wie Sebastian Kohlhepp, Mandy Friedrich u. a. Robert Schumanns Oratorium „Das Paradies und die Peri“ im Musikverein zur Aufführung. 

Für ihren Konzertsaal in der Seine Musicale südwestlich von Paris ließ Euqilbey die Geschichte dieses Engels auf der Suche nach dem Paradies von Daniela Keck mit eindrucksvollen Videoprojektionen von Astrid Steiner aufwühlend in Szene setzen. Der Kurier hat eine Aufführung in Paris besucht und mit der Dirigentin gesprochen. 

Halbszenische Fassung

Für den Musikverein ist eine halbszenische Fassung vorbereitet, denn mit einer konzertanten Aufführung gibt sich Equilbey nicht zufrieden. „Dieses Werk ist Musiktheater. Es gibt Morde, Tote, Schlachten. Das ist kein Oratorium, in dem nicht viel passiert“, beschreibt Equilbey Schumanns Vertonung von Thomas Moores Versepos „Lalla Rookh“. Wir alle seien eine Art Peri, ist sie im französischen Programmheft zitiert. 

Im Kurier-Gespräch beschreibt sie das so: „Wahrscheinlich hat die Peri in ihrem Leben irgendwann einmal einen Fehler gemacht. Man sagt auch, dass sie aus der Verbindung eines Engels und eines Menschen stammt, manche halten sie für einen gefallenen Engel, manche aber beschreiben sie als Wesen zwischen Himmel und Erde, das auf der Suche nach Transzendenz, nach etwas Spirituellem ist. Ich glaube wie alle Menschen, ob sie gläubig sind oder nicht“.

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 Equilbey umrahmt das Werk mit zwei A-capella Chor-Stücken von Schumann, zu Beginn „Die Kapelle“ und am Ende dessen Ballade „John Anderson. „Schumann hat die Sprache der Klangfarben unglaublich weiterentwickelt, deshalb möchte ich auch seine Gabe für Harmonien hervorheben“, erklärt Equilbey. Dafür seien historische Instrumente ideal.

Harnoncourt war ihr Mentor

Das weiß sie aus Erfahrung. Kein geringerer als Nikolaus Harnoncourt, die zentrale Gestalt, was historische Aufführungspraxis anlangt, war ihr Mentor. Als sie in Wien studierte, sang sie im Arnold Schoenberg Chor, wo sie den Gründer des Concentus Musicus kennengelernt hatte. Sie stand an den Pulten der Akademie für Alte Musik Berlin, des Concerto Köln und des Orchestra of the Age of Enlightenment, um nur einige Orchester zu nennen. Vor mehr als 25 Jahren gründete den heute international renommierten Chor accentus, mit dem sie auch bei den Salzburger Festspielen und im Theater an der Wien aufgetreten ist. 

Als sie für den neuen Konzertsaal, ein architektonisches Kunstwerk bei Boulogne-Billancourt auf der Île Seguin, einer Insel in der Seine, einen Klangkörper formieren sollte, war für sie klar, dass es ein sogenanntes „Originalklang-Orchester“ sein müsse. „Ich bin gegen Dogmen in der Kunst“, räumt sie ein. „Aber man merkt doch, dass historische Instrumente unglaublich effektiv sind, um diese Partituren wiederzugeben. Ich bin froh, dass man Barockmusik nicht mehr auf modernen Instrumenten hören möchte. Das setzt sich jetzt auch für …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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