Bronski & Grünberg: Endspiel mit aberwitzigem Terminatoren-Showdown

Kultur

Grandiose Elektronik-Arien aus der Computersteinzeit: „Judgement Play“ mit Arni-Terminator im Bronski & Grünberg

Man möchte fast meinen, einer Bearbeitung von Samuel Becketts „Endspiel“ beizuwohnen. Denn draußen tobt, so wird behauptet, ein nukleares Feuer. Und drinnen, im Bunker, hocken seit vielen Jahren zwei Lemuren. Ihre Konversationen drehen sich immerzu im Kreis, ein Entrinnen scheint unmöglich.

Der Blick aus dem kleinen Fenster ganz oben ist in der Höhle auf der Bühne des Bronski & Grünberg zwar nicht möglich, aber immer, wenn die Überlebenden der Hunger überfällt, erscheint in Lichtgeschwindigkeit ein berittener Bote: der Essenslieferant Heinz. Draußen sei alles verstrahlt, die beiden könnten sich glücklich schätzen, hier in Sicherheit zu sein. Die eine Figur sitzt zumeist starr vor dem flackernden, knisternden Feuer, und die andere bewegt sich nur purzelnd durch den Raum. Und doch: Es wird nicht „Endspiel“ mit dem gelähmtem Hamm und dem steifbeinigen Clov gegeben. Sondern „Terminator“.

Der T-1000 als Nurmi

Genau vor einem Jahr gelang der Burgtheaterschauspielerin Sarah Viktoria Frick und ihrem Mann Martin Vischer eine hinreißend schräge Parodie auf „Das Boot“. Nun haben sie sich des Science-Fiction-Epos von James Cameron angenommen – als bitterer Kommentar auf die Auswirkungen der Pandemie, als der Höhenflug von Foodora und seinen Anfang nahm. Frick und Vischer setzen aber nicht beim Original an, sondern bei der Fortsetzung „Tag der Abrechnung“: Skynet schickt den weiterentwickelten T-1000 aus dem Jahr 2029 zurück ins Jahr 1994, um John Connor, den künftigen Anführer der Menschheit, zu töten. Er besteht aus flüssigem Metall, kann jede Form annehmen und ist rasend schnell. So wie der tänzerische Nurmi, der im Bronski & Grünberg das Essen liefert. Der Widerstandsbewegung gelang es zumindest, einen veralteten Terminator, den T-800, hinterherzubeamen.

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In „Judgement Play“ hat der T-1000 seine Taktik geändert: Er killt nicht den Erlöser und dessen Mutter Sarah, die auch in der Überschreibung ihre Muskeln stählt (Johanna Orsini begnügt sich allerdings mit der Hantelstange), sondern hält sie im Bunker ruhig. Doch dann, nach viel Silent Movie und grandiosen Elektronik-Arien aus der Computersteinzeit, gelingt es Gerhard Kasal, den ramponierten T-800 wieder hochzustarten. Später funktioniert auch das Sprachprogramm – Hasta la vista! – richtig: Es kommt zum Showdown zwischen dem steirisch bellenden T-800 (Johannes Zirner imponiert als Roboter-Schwarzenegger mit baumelnder Mini-Hand) und dem Boten (Lukas Strasser). Äußerst liebevoll inszeniert.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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