Grischka Voss: „Frauen müssen nicht so viel hochstapeln wie Männer“

Kultur

Grischka Voss über Humor-Unterschiede, alte Klischees und ein neues Frauenkabarettfestival in der Urania.

Sieht man sich die April-Programme der Wiener Kabarett-Institutionen an, dann ist da sicher sehr viel Lustiges dabei. Aber der Frauenanteil, der ist manchmal weniger zum Lachen. Im besten Fall liegt er bei etwa einem Drittel der Vorstellungen in diesem Monat. Im schlechtesten Fall kommen die Termine, bei denen die Bühne weiblich besetzt ist, auf gerade einmal zehn Prozent.

Dieses Ungleichgewicht ist auch Doris Zametzer aufgefallen. Sie ist Direktorin der VHS Urania und will diese zu einem „Haus der Frauen“ machen. Einer der Programmpunkte der Initiative ist das Kabarettfestival „Powerfrauen on stage“, das von 8. bis 12. April stattfindet.

Ewiggestrige

Dort wird am Dienstag Grischka Voss auftreten. Die Frage, warum Frauen in der Kabarettszene trotz zuletzt überaus erfolgreicher Vertreterinnen wie Malarina oder Sonja Pikart immer noch wenig vertreten sind, erklärt sich Voss mit den „Altlasten“ überkommener Klischees: „Frauen wird unterstellt, dass sie nicht so witzig sind, dass sie sich nicht so viel trauen.“

Dass im vergangenen Jahr beim „Sommerfest des Humors“ in der Wiener Staatsoper keine einzige Frau gebucht war, wurde von den Veranstaltern damit begründet, dass keine Kabarettistin das große Haus füllen könne. Grischka Voss bleibt nur kurz die Spucke weg, dann sagt sie dazu: „Wer so etwas sagt, der erledigt sich für mich von selbst. Es gibt große Performerinnen, die locker die Bühne rocken. Aber die Ewiggestrigen sterben eh aus, sowohl ideologisch als auch physisch.“

Demontierte Männlichkeit

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Haben Frauen denn einen anderen Humor? „Ich denke, sie sind tendenziell selbstironischer. Frauen müssen nicht so hochstapeln, die haben nichts so den Druck wie Männer, immer cool zu sein.“ Allerdings betreffe das ihre eigene Generation, schränkt die 56-Jährige ein. „Momentan ändern sich die Geschlechterbilder so stark. Ich habe einen 18-jährigen Sohn und für diese Generation ist es auch nicht leicht. Die alten männlichen Werte werden demontiert, alles Männliche ist Scheiße. Die wollen aber auch etwas Positives darstellen.“

In ihrem ausgewiesen feministischen Programm „Bulletproof“ stellt Voss die Geschlechterrollen auch auf den Kopf. „Ich spiele sozusagen einen Testosteronversprüher auf weiblich, eine Frau, die auch mit Sex protzt, mit nacktem Oberkörper und Lederjacke drüber.“ Sie spürt auch bisher unterbelichteten Geschlechterunterschieden nach: „Bei Männern gibt es die unglaublichsten Bezeichnungen für Selbstbefriedigung. Bei Frauen weiß man nur wenige. Dabei gibt es wunderschön poetische, wie ich im Internet gefunden habe. Meine liebste Umschreibung ist ,senkrecht lächeln’“.

Voss eröffnet das „Frauenpower-Festival“, es folgen Auftritte von Aida Loos, Nina Hartmann und Nadja Maleh in der Urania. Und beim Sommerfest des Humors treten heuer zwei Frauen als Hauptacts auf (Hazel Brugger und Toxische Pommes) – das ist ein Anteil von immerhin fünf Prozent.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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