Die sechs Baustellen im österreichischen Skiteam

Sport

Keine Kristallkugel, kein Sieg im Nationencup, dafür umso mehr Kritik. Die Ski-Nation Österreich plagen einige Problemzonen.

Es ist inzwischen fast schon eine unlieb gewordene Tradition: Wenn beim Weltcupfinale alljährlich die Besten des Winters gefeiert werden, dann sind Österreichs Skifahrer bloß Statisten. In Andorra nimmt gerade der dritte der letzten vier Weltcupwinter ein Ende, in dem der größte Skiverband der Welt bei der Vergabe der Kristallkugeln leer ausgeht. Seit der Saison 2019/’20 gelang es dem stolzen ÖSV auch nur einmal, den Nationencup zu gewinnen.

Was läuft da falsch? Warum fährt der ÖSV der ausländischen Konkurrenz und früheren Erfolgen hinterher? Und besteht in Hinblick auf die Heim-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm Hoffnung auf eine Trendwende?

Neues Personal

Die Aufarbeitung dieser Saison, in der Österreichs Ski-Team jeweils sieben WM-Medaillen und Weltcupsiege vorweisen kann, ist jedenfalls längst im Gange. Der ÖSV wird schon in den nächsten Tagen die ersten personellen Umstrukturierungen präsentieren.

„Es braucht neue Köpfe, es braucht Adaptierungen“, sagt Alpinchef Herbert Mandl. „Es ist verbrannte Erde produziert worden, da muss man das Umfeld ändern.“

Ein Blick auf die größten Baustellen im Ski-Team.

Frauen-Technikteam

Im Riesentorlauf und im Slalom ist Österreich zum Niemandsland verkommen. Selbst Ski-Laien können bei den Fahrten der ÖSV-Läuferinnen optisch einen eklatanten Unterschied zur Weltspitze erkennen. Die ernste allgemeine Verunsicherung der Technikerinnen mag eine Ursache für die teils desolaten Auftritte sein, „wir haben aber auch skitechnische Mankos“, hält Alpinchef Mandl fest. „Die öffentliche Kritik an uns ist mit Sicherheit nicht überzogen.“

Masse statt Klasse

Die Teams bei Frauen wie Herren sind voll mit Platzfahrern und Mitläufern. Es genügt in vielen Disziplinen Mittelmaß, um einen Startplatz zu erhalten. Das belegt der Blick auf den Gesamtweltcup: Gerade einmal fünf Herren scheinen in den Top 30 auf, die beste Frau ist überhaupt erst auf Rang 14 zu finden (Conny Hütter). „Vielleicht halten wir zu lange an Athleten fest, die im Mittelfeld fahren und Startplätze für die Jungen blockieren“, meinte Finanzchef Patrick Ortlieb zuletzt in ServusTV.

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Nachwuchsprobleme

Der Blick auf die nächste Rennläufer-Generation verheißt keine rosige Zukunft für Rot-weiß-rot. Bei der Junioren-WM im Jänner in St.Anton schauten für Österreichs Talente lediglich zwei Bronze-Medaillen und Rang zehn im Medaillenspiegel heraus. „Leider kommt nur wenig nach. Wir haben im Nachwuchs einiges versäumt“, weiß ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl. Personelle Konsequenzen sind wahrscheinlich. Jürgen Kriechbaum, der sportliche Leiter im Nachwuchs, steht vor dem Aus.

Personalpolitik

Im Frühjahr 2019 verpflichtete der Skiverband mit Patrick Riml (Alpinchef) und Christian Mitter (Frauencheftrainer) zwei Kapazunder, „um die Vormachtstellung weiter ausbauen zu können“, wie es damals in der offiziellen Aussendung hieß. Präsident Peter Schröcksnadel verglich das Duo gar mit „Jose Mourinho“ und „Jürgen Klopp“. Drei Jahre später waren die beiden auch schon wieder Geschichte.

Dazu verließen der erfolgreiche Herren-Coach Andreas Puelacher und Sportchef Toni Giger 2022 den ÖSV. „Im Rückblick würde ich sagen, dass da Fehler passiert sind“, erklärte Präsidentin Roswitha Stadlober gegenüber dem KURIER. Vorgänger Peter Schröcksnadel formuliert es drastischer. „Die haben gemeint, da setzt man neue Leute hinein und es geht. Wenn du in einer großen Firma, die super läuft, die Führungsriege wegtust, dann ist die Firma für eine Zeit lang tot. Das ist passiert.“

Katharina Liensberger

Selten einmal hat eine …read more

Source:: Kurier.at – Sport

      

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