Loderndes Feuer in der Wachau: Warum Winzer nachts die Kerzen anzünden

Wirtschaft

Die Wachauer Winzer kämpfen gegen den Frost. Und fahren feurige Geschütze auf, um ihre Erträge zu retten.

Romantik pur, könnte man denken, wenn man dieser Tage nächtens durch die Wachau spaziert. Zwischen den Reben erhellen lodernde Fackeln den Nachthimmel und sorgen für eine angenehme Wärme. Doch ein reiner Stimmungsmacher sind sie nicht – sondern die einzige Chance, die vielen Hektar angehender Trauben über die eisigen Temperaturen zu retten. 

Denn auch wenn die Temperaturen diesen Frühling bereits Höchstwerte erreichten, fielen sie in der Weinregion jetzt mehrere Tage unter null Grad. Wenn das passiert, müssen die Winzer schnell sein, um keine groben Verluste einzufahren, berichtet Franz-Josef Gritsch des gleichnamigen Traditionsweinguts dem KURIER.

„Bis zu minus 1,5 Grad verträgt die Weinrebe. Fällt die Temperatur darunter, sterben die Triebe ab“, erklärt Gritsch. Die Auswirkungen können verheerend sein. Fällt ein Hektar des günstigen Gebietsweins der Kälte zum Opfer, könnte das 80.000 Euro Verlust bedeuten, berechnet der Winzer. Bei einem teuren Lagenwein möchte er sich den Verlust lieber gar nicht erst ausmalen. Und nimmt stattdessen ein ordentliches Budget in die Hand, um seinen Wein zu schützen.

Wärmende Frostkerzen

Um das Schlimmste zu verhindern, kommen großflächig sogenannte Frostkerzen zum Einsatz, die genau dann anzuzünden sind, wenn die Temperaturen kritisch werden. Durch die Wärmeentwicklung der Kerzen ließen sich zwei Grad herausholen und die Temperatur etwa von gefährlichen drei Grad minus auf ein verträgliches Minusgrad anheben.

„Man schafft, dass der Schaden überschaubar bleibt. Vielleicht wird es den Außenbereich etwas erwischen. Aber ein Nachbarweingarten, der gar keine Frostkerzen aufstellt, könnte einen Schaden von 80 bis 90 Prozent einfahren“, erläutert der Wein-Profi und ergänzt: „Der Spitzer Graben ist der kälteste Teil in der Wachau. Da gibt es jetzt schon massive Schädigungen und Weingärten, die zu 80 Prozent kaputt sind.“

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Die Lösung wären auch hier noch mehr Frostkerzen. Doch die sind teuer, haben eine insgesamte Lebensdauer von gerade einmal zehn Stunden und sollten, damit sie sich auch wirklich rechnen, jedenfalls drei Nächte lang eingesetzt werden können.

Kein ruhiger Schlaf bei Frost

Bei Frost-Prognosen schläft daher kein Winzer ruhig, denn die kältesten Momente warten meist in den frühen Morgenstunden. Erst diesen Morgen mussten zehn Mitarbeiter um vier Uhr ausrücken, um die Reben zu schützen. „Jeder weiß für welchen Weingarten er zuständig ist und dann wird angezunden.“ Um sich gegenseitig zu unterstützen, kooperieren die Winzer untereinander, denn die Uhr tickt und das Entflammen dauert seine Zeit.

FJ Gritsch

Franz-Josef Gritsch ist Winzer in siebenter Generation. Das Weingut FJ Gritsch befindet sich in Spitz an der Donau, hat 15 Hektar Eigenrebfläche und widmet sich seit 200 Jahren dem Weinbau

„Man braucht zwischen 300 und 400 Frostkerzen pro Hektar. Je kälter es wird, desto enger muss man sie aufstellen“, erklärt Gritsch. Doch das schlägt sich zu Buche: Pro Hektar muss der Winzer mit 4.000 bis 6.000 Euro rechnen, die ihn die Frostkerzen kosten. Hat man einen günstigen Wein, wo die Flasche unter zehn Euro kostet, braucht man Kosten/Nutzen gar nicht mehr abzuwägen, sagt er. „Das rentiert sich nicht“, so der Winzer.

Deshalb hofft Gritsch, dass die Kältephase jetzt ein Ende nimmt. „Sollten im Mai bei den Eisheiligen noch weitere …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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