Andreas Babler: Gekommen um zu bleiben

Politik

Babler wird hauchdünn Zweiter bei der SPÖ-Mitgliederabstimmung. Warum Traiskirchens Bürgermeister definitiv mehr als nur der „Pseudoheld einer Wiener Twitterblase“ ist.

Prominente wie Schriftsteller Robert Menasse, aber auch viele SPÖ-Neumitglieder haben es zur Alten Donau geschafft. „Ich bin ein Sozialist der ersten Stunde“, sagt einer. Nicht immer habe er SPÖ gewählt, Mitglied sei er erst seit kurzem – wegen Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler. Der Beitritt hat sich ausgezahlt

Denn wenige Minuten später skandieren die Genossen: „Stichwahl, Stichwahl, Stichwahl!“ Babler ist bei der Mitgliederabstimmung mit sensationellen 31,51 Prozent Zweiter hinter Hans Peter Doskozil geworden – mit nur zwei Prozentpunkten Rückstand. Babler schloss als einziger der drei Kandidaten nicht aus, nicht am Parteitag am 3. Juni zu kandidieren, sollte er „knapp“ Zweiter oder Dritter werden.

Wie Babler-Vertrauter Nikolaus Kowall kurz nach dem Ergebnis bestätigt, fordert man jetzt aber mehr: Die zuvor skandierte Stichwahl unter den Mitgliedern, zwischen Babler und Doskozil. „Ich bin total geflasht, das Ergebnis ist sensationell“, sagt Kowall zum KURIER. Kurz danach spielt es: „Gekommen, um zu bleiben“ von Wir sind Helden. Zurecht: Kann Babler das Rendi-Wagner-Lager nun von sich überzeugen, hat er gute Chancen, der nächste Parteiobmann der SPÖ zu werden.

Alle Wege führen zu Babler

Babler stand ohnehin bereits als insgeheimer Sieger fest. Die Argumente sind durchaus schlüssig. Er durchkreuzte Hans Peter Doskozils Plan, via Mitgliederabstimmung in einen Zweikampf mit Pamela Rendi-Wagner zu ziehen. Er beraubte den Burgenländer der Rolle des Protestkandidaten.

Auch die Konkurrenz meint: Wer die Partei einen will, muss Babler und dessen Lager für sich gewinnen.

  Siegreich mit Schrapnell und Tablet

Warum? Der rote Showman hat als einziger für etwas Aufbruchstimmung gesorgt. Sein Team zog den professionellsten Wahlkampf auf, vor allem auf Social Media. Und mit Prominenten wie Ex-Finanzminister Ferdinand Lacina konnte Babler auch Unterstützer gewinnen, die definitiv nicht zum linken SPÖ-Lager gehören, dem Babler zuzurechnen ist.

Sein Team zeigte sich in den vergangenen Wochen mehr als selbstbewusst. Begründung: Bei Bablers Tour-Events seien mitnichten nur jüngere, linke Akademiker zugegen, sondern ebenso viele altgediente rote Mitglieder. Sie behielten recht.

Ist der Traiskirchner also nicht nur der „hochstilisierte Pseudoheld einer Wiener Twitterblase“? So fasste Politikwissenschaftler Peter Filzmaier das Phänomen Babler zuletzt wenig schmeichelhaft in der ZiB2 zusammen.

Sprung auf größere Bühnen

Tatsächlich: Bisher trat Babler vor allem als Lokalpolitiker in Erscheinung. In Traiskirchen wurde er 1995 Gemeinderat, war ab 2007 Stadtrat und ist seit 2014 Bürgermeister. Dort – und deshalb wurde Babler mit der Flüchtlingswelle 2015 auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt – gibt es seit 1992 eines der größten Asyl-Aufnahmezentren Österreichs. Das Zentrum war teil heillos überfüllt. Babler gab dem Bund die Schuld und setzte sich demonstrativ gegen Masseneinrichtungen für Flüchtlinge ein. Das Resultat: 72 Prozent der Traiskirchner wählten ihn 2020 wieder.

Im Niederösterreich-Wahlkampf sammelte Babler vom letzten Listenplatz aus 21.000 Vorzugsstimmen. Damit verfehlte er das insgeheime Ziel, vor SPÖ-Spitzenkandidat Franz Schnabl zu landen, der 24.000 Stimmen erhielt. Aber: Es genügte locker, dass die SPÖ NÖ dem Rebell Babler einen Sitz im Bundesrat zugestand. 

Das zusätzliche Gehalt spendet Babler nun der Volkshilfe. Vielleicht auch ein Signal der Wiedergutmachung? Von 2014 bis 2016 zahlte sich Babler als Bürgermeister – und Leiter seiner eigenen Stabstelle – ein doppeltes Gehalt aus. Nicht illegal, …read more

  Traum von Demokratie versinkt im Blut

Source:: Kurier.at – Politik

      

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