Sydney: Ausschreitungen nach Terrorangriff auf Bischof

Politik

Randalierer lieferten sich Konfrontationen mit Polizisten vor Kirche im
Vorort Wakeley

Mit einem Messerangriff auf den Bischof der assyrisch-christlichen Kirchengemeinde in Sydney hat ein Jugendlicher schwere Krawalle in der australischen Küstenmetropole ausgelöst. Nach seiner live online übertragenen Tat, von den Ermittlern rasch als Terrorattacke eingestuft, zog Montagabend (Ortszeit) ein wütender Mob vor die Kirche im Vorort Wakeley. Die Lage eskalierte: Aus Dutzenden Krawallmachern wurden Hunderte, die sich Straßenschlachten mit der Polizei lieferten.

Appell gegen Selbstjustiz 

Am Tag darauf blickt der zuletzt schon mit einer tödlichen Messerattacke in einem Einkaufszentrum konfrontierte australische Premierminister Anthony Albanese auf eine weitere Nacht der Gewalt zurück und appellierte an seine Landsleute, keine Selbstjustiz zu üben. Doch was genau ist passiert – und wie konnte es dazu kommen?

 Am frühen Abend, draußen ist es schon dunkel, hält Bischof Mar Mari Emmanuel eine Messe in der Christ the Good Shepherd Church in Wakeley. Wie viele Gläubige der Zeremonie per Livestream folgen, lässt sich nicht sagen – was sie sehen, löst aber zweifellos Entsetzen in der christlichen Gemeinde aus, deren Geschichte bis ins alte Mesopotamien zurückreicht.

EPA/STEVEN SAPHORE16-jähriger Bursche als Täter

Ein Teenager, laut Polizeiangaben gerade einmal 16 Jahre alt, läuft auf den bärtigen Bischof zu. In seiner Hand: die Tatwaffe, offenbar ein Klappmesser. Der Jugendliche sticht mehrmals auf Kopf und Oberkörper des Bischofs ein, verletzt auch einen zu Hilfe eilenden Priester schwer. Augenzeugen stürmen nach vorn, überwältigen den Burschen mit dem markanten Wangenbart.

Es ist unschwer zu erahnen, wie sehr die Emotionen in diesem Moment hochkochen. Als die Polizei eintrifft und den Täter festnimmt, muss er selbst schwer verletzt im Krankenhaus operiert werden. Medienberichten zufolge sollen ihm mehrere Finger abgeschnitten worden sein. Auf Fragen von Journalisten, ob der wütende Mob dafür verantwortlich sei, entgegnet die Polizeichefin des Bundesstaats New South Wales später, dies sei Teil der Ermittlungen.

  Lehren aus der Innsbruck-Wahl für den Bund

APA/AFP/DAVID GRAY“Religiös motivierter Extremismus“

Beim Tatmotiv des Teenagers sei man sich hingegen sicher: Alles deute auf „religiös motivierten Extremismus“ hin, sagte Polizeichefin Karen Webb. Der Bursch habe offensichtlich allein gehandelt, sei schon vorher polizeibekannt gewesen, aber nicht wegen Terrorverdachts aufgefallen. Laut dem Sender ABC hatte er schon mehrfach Straftaten begangen, war im Umgang mit Messern geübt.

Bischof und Priester seien nach dem Angriff operiert worden und könnten „von Glück sagen, noch am Leben zu sein“, sagte Webb. Angst um ihr Leben hatten auch die Einsatzkräfte, die den Verletzten zu Hilfe eilten. Angesichts der aufgebrachten Menge vor der Kirche verschanzten sich die Sanitäter in dem Gotteshaus und trauten sich über Stunden nicht nach draußen, während vor der Tür die zahlenmäßig weit unterlegenen Polizisten ins Visier der Krawallmacher gerieten. „Plötzlich standen sie selbst in der Schusslinie“, schilderte Webb. „Aus 50 wurden 500 Leute, für ein paar Stunden war die Lage ziemlich unkontrollierbar.“

Mit Ziegelsteinen und Zaunpfählen seien die Beamten attackiert worden, mehrere wurden verletzt, ein Polizist erlitt einen Kieferbruch. 20 Einsatzfahrzeuge wurden beschädigt, zehn sind nicht mehr einsatzbereit. Insgesamt mussten die Rettungsdienste nach eigenen Angaben 30 Patienten behandeln, viele hatten Pfefferspray abbekommen, sieben Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht. Erst mit Verstärkung anrückender Hundertschaften und Spezialeinheiten gewannen die Sicherheitskräfte wieder die Oberhand.

In Australien, wo die …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.