
Das Privatmuseum in Thalheim bei Wels wird 10, sein Gründer 80 Jahre alt. Sein Ziel: Den langfristigen Fortbestand des Hauses zu sichern
„Das g’fallt mir.“ Heinz J. Angerlehner sagt diesen Satz oft, etwa so: „Mir g’fallt die Albertina schon sehr gut. Aber wenn man so viele Räume und Stiegen hat … bei uns hat man halt einen schnelleren Überblick. Das hat schon einen Vorteil.“
Das Museum in Thalheim bei Wels, das Angerlehners Namen trägt, ist eine ehemalige Montagehalle – mit enormer Fläche und langen, ununterbrochen dahinlaufenden Wandfluchten. Von einem ehemaligen Montagekran hängt derzeit eine Marmorskulptur, ein Auftragswerk des Bildhauers Peter Mai. Eine Wand ist im Rahmen der Sammlungsschau zum zehnjährigen Bestandsjubiläum dicht mit Gemälden behängt: Werke von Kiki Kogelnik und Xenia Hausner sind dabei, aber auch von Künstlerinnen und Künstlern, deren Namen wenigen etwas sagen. „Mir g’fallen die Kunstwerke, die ich vor 30 Jahren gekauft habe, immer noch“, sagt Angerlehner.
Horst Stasny/Museum AngerlehnerKunst ohne Kalkül
Die starke Präsenz der persönlichen Leidenschaft bei fast vollkommener Abwesenheit von Kalkül definiert die Sammlung, aber auch das Programm des Museums Angerlehner – eines der wenigen Privatmuseen Österreichs, die abseits urbaner Zentren niedrigschwellige Vermittlung von Kunst betreiben.
Keine Ausstellung bei Angerlehner setzte bisher auf in Fachkreisen oder am Markt „angesagte“ oder beim Publikum offensichtlich zugkräftige Namen. Stattdessen richtete das Museum Persönlichkeiten wie Jürgen Messensee oder Franz Grabmayr Einzelausstellungen aus, die man anderswo nicht sah. Künstler und Künstlerinnen, die groß Karriere machten, fanden jung Eingang in Angerlehners Sammlung – und auch solche, die No-Names blieben.
„Es war immer was dabei für alle Leute“, sagt Angerlehner mit Blick auf eine Wand voller Ausstellungsplakate und sein Handy, auf dem er unzählige Fotos von vergangenen Events gespeichert hat. Er erweckt dabei den Eindruck, dass ein außergewöhnliches Kunstwerk ihm eben so viel Freude bereitet wie der Anblick einer Besucherin, die in einem Workshop im museumseigenen Atelier gerade selbst ein Bild gemalt hat. Mitmachangebote für Schulklassen, aber auch für Erwachsene sind eine tragende Säule des Programms.
Besucherorientiert
„Die wichtigste Anerkennung ist die, wenn viele Besucher kommen“, sagt Angerlehner. Wie viele es pro Jahr sind, sagt er nicht – in Wien, erklärt er, wären es wohl sechsstellige Zahlen. Nicht zuletzt dank zahlreicher Veranstaltungen hat sich das Museum in der Region gut etabliert. Die Anbindung an den Fremdenverkehr des Salzkammerguts lief aber nicht so, wie es sich der Sammler anfangs vorgestellt hatte.
HORST STASNY
Vor zehn Jahren war Angerlehner auch eine gewisse Verunsicherung anzumerken gewesen, wie seine Gründung wohl aufgenommen werden würde. „Es gibt hier im oberösterreichischen Zentralraum viele reiche Leute“, erzählt er. „Die fahren lieber wo hin, kaufen was und verstecken das im Keller oder am Dachboden, wo sie nur selbst den Zutritt haben – dass nur ja keiner weiß, wie viel sie besitzen. Ich wollte sagen: Es darf jeder wissen und sehen, was ich habe. Ich habe alles mit versteuertem Geld bezahlt – das war mir immer wichtig.“
Zu Wohlstand gelangt war Angerlehner durch die Gründung, Spezialisierung und Internationalisierung der FMT, einer Firmengruppe im Sektor Industriemontagen. Zur Bauzeit des Museums hatte er sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und war schon …read more
Source:: Kurier.at – Kultur