Filmkritik zu „A Killer Romance“: Ein Gesicht, das man leicht vergisst

Kultur

Richard Linklater beschäftigt in seiner amüsanten Thrille-Komödie Glen Powell als Auftragsmörder

Der neue Screwball-Krimi „A Killer Romance“ von Richard Linklater zählt zu jenen Filmen, die es heutzutage im Kino nur noch selten gibt: Beschwingte Unterhaltung für Erwachsene, witzig, smart und sexy. Kein Prequel, Sequel oder Spin-off – und schon gar keine Superhelden. Stattdessen die Verfilmung eines Drehbuchs, das sich auf keinen Wiedererkennungseffekt verlassen kann, weil es nicht nur originell, sondern tatsächlich auch original ist.

„Before Sunrise“-Regisseur Linklater schrieb das Skript gemeinsam mit seinem Texas-Kumpel Glen Powell, dem in Hollywood gerade eine steile Karriere als neuer „Leading Man“ herbei gewünscht wird. In der romantischen Komödie „Wo die Lüge hinfällt“ assistierte Powell seiner Bikini-Kollegin Sidney Sweeney, demnächst wirbelt er in dem Katastrophenspektakel „Twisters“ durch die Lüfte.

In Linklaters Thriller-Parodie darf er seine große Wandlungslust unter Beweis stellen und mutiert – ähnlich wie Bryan Cranston in „Breaking Bad“ – vom langweiligen Lehrer zum beinharten Killer.

Zumindest beinahe.

Constantin

Verliebt: Adria Arjona und Glen Powell in „A Killer Romance“

Vormittags fadisiert Powell als Psychologie-Professor Gary Johnson seine College-Studierenden mit Nietzsche-Zitaten. Nachmittags geht er der Polizei von New Orleans als technischer Assistent zur Hand – so lange, bis ihm die Rolle eines „Auftragskillers“ zufällt. Seine neue Aufgabe besteht darin, sich als Undercover-Agent von tötungswilligen Menschen für einen Mord anheuern zu lassen; und die ahnungslosen Auftraggeber dann unverzüglich der mitlauschenden Polizei zu übergeben. Anklage: Anstiftung zum Mord.

Cooler Killer

Gary erweist sich als Naturtalent: Zum einen hat er „ein Gesicht, das man leicht vergisst“. Zum anderen entdeckt er seine Liebe zum Rollenspiel und wechselt – je nach Auftragslage – gekonnt Perücke und Outfit. Für die gut aussehende junge Ehefrau Madison, die ihren miesen Mann loswerden möchte, tritt er als cooler Meuchelmörder Ron in Lederjacke auf. Und weil sie ihm so gut gefällt, redet er ihr den geplanten Mord aus, bewahrt sie vor der Verhaftung – und beginnt ein Verhältnis mit ihr.

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Es wäre nicht ein Film von Richard Linklater, würden seine Helden nicht gerne und (sehr) viel reden. Auch Gary (beziehungsweise Ron) ist keineswegs auf den Mund gefallen und sinniert wortreich, dass Identität ein Konstrukt ist – und man eine Rolle solange spielt, bis man sie selbst wird.

Am Ende färbt auch die Killerrolle auf Gary ab und am Ende weiß er nicht mehr, wer er eigentlich ist: Ein biederer Gary oder doch ein scharfer Ron? Sogar den Studierenden fällt irgendwann auf, dass der Herr Professor urplötzlich ziemliches Sex-Appeal entwickelt hat.

Constantin

Glen Powell als Auftragskiller mit Sex-Appeal: „A Killer Romance!

Femme fatale

Glen Powell genießt sichtlich seine Verwandlung vom faden Flanellhemdträger zum heißen Typen hinter dunklen Sonnengläsern. Gemeinsam mit seiner Filmpartnerin Adria Arjona dekliniert er genüsslich das Vokabular des klassischen Hollywoodkinos durch – von der anlassigen Noir-Romanze mit einer sexy Femme fatale bis hin zum höchst unterhaltsamen Schlagabtausch im Dialogfeld der romantischen Komödie.

In Amerika wurde „A Killer Romance“ trotz toller Kritiken schnell einmal auf Netflix verräumt. So wird Glen Powell kein Leading Man. Dafür braucht er schon das große Kino.

INFO:  USA 2023. 115 Min. Von Richard Linklater. Mit Glen Powell, Adria Arjona.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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