Klimts „Bildnis Fräulein Lieser“: Knapp vor Auktion neuer Erbe aufgetaucht

Kultur

Das Gemälde, das lange als verschollen galt, sollte in Wien versteigert werden. Wen es darstellt, bleibt unklar.

Das Gemälde „Bildnis Fräulein Lieser“ von Gustav Klimt von 1917 sollte am Mittwochnachmittag im Auktionshaus im Kinsky den höchsten Preis erzielen, der je bei einer Auktion in Österreich gezahlt wurde. Doch knapp vor der Auktion überschlugen sich die Ereignisse: Nur eine Stunde vor Beginn der Auktion veröffentlichte die  Süddeutsche Zeitung einen Bericht, wonach sich ein bisher noch nicht bekannter Erbberechtigter beim Österreichischen Bundesdenkmalamt gemeldet und dieses aufgefordert habe, die erteilte Ausfuhrberechtigung nicht zu erteilen. 

Bisher ging man von zwei möglicherweise anspruchsberechtigten Erbengruppen aus. Ungeklärt blieb dabei die Frage, welcher Teil der Familie Lieser – die Brüder Justus und Adolf Lieser waren als Industrielle zu  Reichtum gelangt – das Porträt bei Gustav Klimt 1917 in Auftrag gegeben hatte.

Für das Auktionshaus „im Kinsky“ und für den österreichischen Kunstmarkt sollte es ein Ausflug in sonst nie erreichte Sphären: Den Rekord für das teuerste jemals in Österreich versteigerte Kunstwerk hielt bislang das Dorotheum, wo 2010 das Gemälde „Der Mensch zwischen Tugend und Laster“ um 7,02 Millionen Euro versteigert wurde. Der hausinterne Rekord „im Kinsky“ wurde im selben Jahr mit Egon Schieles Gemälde „Prozession“ erreicht, das 4,4 Millionen Euro einbrachte.

Laut Katalog hing das Gemälde „seit Mitte der 1960er Jahre stets im Salon einer Villa in der Nähe Wiens“. Der Einbringer des Gemäldes blieb bis zuletzt anonym. Er habe sich aber an die Nachfolger der Familie Lieser gewandt, um im Sinne der Washingtoner Prinzipien eine „faire und gerechte Lösung“ herbeizuführen: Das bedeutet, dass man Erben der ursprünglichen Besitzer am Auktionserlös beteiligt. Die Familie Lieser gehörte dem jüdischen Wiener Bürgertum an und wurde vom nationalsozialistischen Regime verfolgt. Zur Frage, was nach 1938 mit dem Bild geschah, bestehen aber noch immer einige Unklarheiten.

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Wesentlich dabei ist die Frage, welcher Teil der Familie Lieser – die Brüder Justus und Adolf Lieser waren als Produzenten von Hanfseilen zu erheblichem Reichtum gelangt – das Porträt bei Gustav Klimt 1917 in Auftrag gegeben hatte. War es Adolf Lieser, der seine Tochter Margarethe Constance darstellen ließ? Oder war es doch Henriette Lieser-Landau, die als Frau von dessen Bruder Justus als Kunst- und Musikmäzenin bekannt war und eine ihrer Töchter, Annie oder Helene, porträtieren ließ? Während die Fachliteratur lange die erste These favorisierte, mehrten sich zuletzt – etwa durch Recherchen des Standard nach der offiziellen Bekanntgabe der Auktion – Hinweise auf die zweite Variante. 

Für den Verkauf sei die Auseinandersetzung insofern nicht relevant, als die im Vorfeld geschlossene Vereinbarung alle Zweige der Familie berücksichtigte und „mit Versteigerung des Kunstwerks und Bezahlung des Meistbots sämtliche denkbaren Ansprüche aller Beteiligten abgegolten und erfüllt sein werden“, wie der Anwalt und „im Kinsky“-Geschäftsführer Ernst Ploil im Vorfeld ausführte. Ganz auszuschließen ist nicht, dass die Verhandlungen mit Berücksichtigung der zuletzt aufgetauchten Puzzlesteine etwas anders verlaufen wären.   

Von der Süddeutschen Zeitung mit dem neuen Antragsteller konfrontiert, hieß es aus dem Auktionshaus, man werde sich nach der Auktion damit auseinandersetzen,  um eine „faire  Lösung“ zu finden. Das Denkmalamt erklärte, dass Anprüche zunächst innerhalb der Familie zu …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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