ORF-Doku über Patronenkönig Mandl: „Im Geschäft und in der Liebe skrupellos“

Kultur

Waffenhändler, Mann von Hedy Lamarr, aus Österreich vertrieben: „Menschen&Mächte“ widmet sich dem erstaunlichen Leben von Fritz Mandl (22.30, ORF2)

Er war Multimillionär, immer umgeben von schönen Frauen, und er machte Geschäfte mit Diktatoren: Fritz Mandl baute in der Zwischenkriegszeit auf den Trümmern des väterlichen Unternehmens in Niederösterreich die Hirtenberger Munitionsfabrik auf. Er war ein Mann, der „in jeder Hauptstadt der Welt bekannt und gefürchtet“ war, wie es in der Autobiografie von Hollywood-Star Hedy Lamarr, seiner zweiten Ehefrau, heißt. Trotz dieses filmreifen Lebens ist Georg Ransmayrs „Der Patronenkönig – Das unheimliche Leben des Fritz Mandl“ (22.30, ORF2) die erste TV-Doku über ihn.

„Ich habe gehört, dass mein Vater in den Geschäften und in der Liebe skrupellos war“, sagt die in Argentinien lebende älteste Tochter Maria „Puppe“ Mandl in der „Menschen&Mächte“-Doku.

ORF/ORF/Filmarchiv Austria

Seiner blutjungen Ehefrau Hedy Kiesler hat Mandl schon 1933 die Schauspielerei verboten, nachdem sie im Erotik-Kassenschlager „Ekstase“ nackt zu sehen war. Sie verlässt Mandl, geht im Herbst 1937 nach Hollywood und wird als Hedy Lamarr zum Weltstar.

Keine Berührungsängste

Fritz Mandl, im Jahr 1900 in Wien geboren, bewunderte Mussolini und unterstützte den österreichischen Heimwehr-Faschismus, der 1933 in die Dollfuß-Diktatur führte. Er lieferte aber genauso an die republikanischen Gegner von Spaniens Diktator Franco. „Mandl war ein rastloser Unternehmer mit ständig neuen geschäftlichen Ideen, der sehr berechnend agierte und der es immer wieder schaffte, sich aus der Affäre zu ziehen. Berührungsängste kannte er nicht“, sagt Ransmayr.

Mandl, der jüdische Wurzeln hatte, erkannte früh den Aufstieg der Nazis, gründete in der Schweiz die Firma Hubertus, verschob Geld und lebte nach dem „Anschluss“ dort und in Südfrankreich. Doch die Nazis hatten seinen Vater in der Gewalt, pressten ihm u. a. die Munitionsfabrik ab. Er schafft es trotzdem, eine geringe Abschlagszahlung und seinen Rolls Royce herauszuverhandeln. Schließlich wandert er nach Argentinien aus, wo er zum Spielball im Interessenskonflikt zwischen den USA und der Militärdiktatur in Buenos Aires werden sollte und wieder viel Geld verloren hat.

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Mandl muss viele Rückschläge einstecken

„Auch privat ist sein Leben reich an Schicksalsschlägen“, sagt Ransmayr. Eine frühe Freundin beging Suizid – „vielleicht machte ihn das zum Kontroll-Freak.“ Weshalb Hedy Lamarr, damals Kiesler-Mandl, vor ihm in die USA flüchtete. „Das Bild, das sie von ihm zeichnet, ist aber mit Vorsicht zu genießen. Es war für den amerikanischen Markt und zur Selbstbehübschung geschrieben“, meint Ransmayr. Briefe aus dem Familien-Archiv, das die Historikerin Ursula Prutsch für ihr Buch „Wer war Fritz Mandl“ grundlegend aufgearbeitet hat, zeigen ihn, jedenfalls teilweise, anders.

ORF

Der Mangel an Bewegtbild-Dokumenten von Fritz Mandl ist einer der Gründe, warum erst Georg Ransmayr nun als erster eine TV-Doku zum „Patronenkönig“ liefert. Bei wichtigen Szenen werden Reenactment eingesetzt: Fritz (Peter Pertusini) und Hedy Mandl (Sophia Grabner)  

„Das Interessante an Mandl war: Er wollte immer ,starke’ Frauen, bekam aber mit ihnen Probleme. Er war eifersüchtig und besitzergreifend“ oder stieß sie „durch Affären vor den Kopf“, so Ransmayr. Hertha Schneider, Mandls dritte von fünf Ehefrauen, brauchte schließlich die prominente Unterstützung von Evita und Juan Perón, um angemessene Alimente zu bekommen.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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