Melonis Problem mit den rechtsextremen Patzern

Politik

Italiens Premierministerin Meloni hat es schwer mit der Jugendorganisation ihrer Partei: Die stolpert immer wieder über ihre eigenen rechtsextremen Umtriebe.

Italiens Premierministerin Giorgia Meloni kann zwar leicht aufbrausen, braucht aber manchmal länger, um sich des eigentliche Ausmaßes eines Vorfalls bewusst zu sein. Ein Paradebeispiel bieten die zwei jüngst veröffentlichten Videos über die „Gioventù Meloniana“, wie die Parteijugend gern genannt wird. 

Gedreht wurden sie von einer Journalistin des investigativen Medienportals Fanpage. Sie hatte verdeckt gearbeitet, sich als Aktivistin der Jugendorganisation der Partei Fratelli d’Italia (FdI) ausgegeben. In den Videos sieht und hört man junge Männer und Frauen mit ausgestrecktem Arm „Duce! Duce! Duce!“ und „Sieg Heil!“ brüllen (siehe unten). Eine der Vorsitzenden der Organisation spottet über eine jüdische Abgeordnete von FdI, während ein anderer Aktivist der Meinung ist, „die Juden sind eine Kaste, die noch immer von der Holocaust-Rendite lebt.“ Und dann ist da noch eine Camerata (so nennen sich die Neofaschisten untereinander), die stolz wissen lässt: „Ich habe nie aufgehört, eine Rassistin und eine Faschistin zu sein“.

„Werde ich ein zweites Mal aus meinem Land vertrieben?“

Die zwei Videos wurden im Abstand von einigen Tagen veröffentlicht. Das erste versuchten Meloni und die Vorsitzenden von FdI einfach auszusitzen, beim zweiten ging das nicht mehr. Nicht zuletzt, weil sich die mittlerweile 93-jährige Liliana Segre, eine Auschwitzüberlebende und Senatorin der Republik, mit folgender Frage zu Wort gemeldet hatte: „Werde ich ein zweites Mal aus meinem Land vertrieben?“

„Erinnert an Regimemethoden“

Vor Segres Stellungnahme hatte Meloni die Szenen in den Videos zwar unmissverständlich verurteilt. „All jene, die antisemitische, rassistische und nostalgische Positionen verteidigen, haben sich im politischen Zuhause geirrt. Diese Ansichten sind mit Fratelli d’Italia absolut inkompatibel“, hob sie hervor. 

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Gleichzeitig nahm sie aber die Gelegenheit wahr, die Presse zu kritisieren. Ihres Wissens nach sei es ein absolutes Novum, dass man sich in eine Parteiorganisation hineinschleust, um sie auszuspionieren, versteckt aufzunehmen. „Ich nehme zur Kenntnis, dass dies ein neues Format der politischen Auseinandersetzung ist“, wenngleich sie an Methoden „eines Regimes erinnern.“

Jemand muss ihr aber geraten haben, dass die erste Stellungnahme nicht ausreiche. Und so schrieb Meloni an die Parteivorsitzenden einen offenen Brief, in dem sie noch einmal wiederholte, dass es für antisemitische, revisionistische und rassistische Positionen in der Partei keinen Platz gebe. Dass man sich mit der Geschichte und den Faschismus auseinandergesetzt habe. „Wir sind keine Partei, die nach rückwärts blickt. Wir sind an die Zukunft unserer Nation interessiert.“ Und dasselbe gelte für die Jugendlichen von Gioventù Nazionale: „Eine gesunde und bunte Jugendorganisation, die sich offen und neugierig zeigt.“

Eigentlich will Meloni als besonnene, konservative Politikerin wahrgenommen werden, vor allem im Ausland. Liebend gerne würde sie sich von der Bezeichnung „Postfaschistin“ befreien. Ihre Crux sind die mehr oder weniger jungen Parteimitglieder und Aktivisten, die sich immer wieder  Patzer erlauben. 

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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