Brigitte Macron ein Mann? Die Geschichte einer bösartigen Falschmeldung

Politik

Die Frau des französischen Präsidenten ist Opfer einer Online-Kampagne, der sie entgegentritt – auch mit juristischen Mitteln. Einer Expertin zufolge steckt hinter dem Phänomen großes Misstrauen gegenüber den Eliten.

Emmanuel Macron wägt seine Worte ab, das soll auch jeder merken. Während er spricht, blickt er auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne. Ein Journalist hat den französischen Präsidenten gerade über die sexistischen Angriffe gegen seine Frau Brigitte Macron befragt. Konkret spielt er auf die in den sozialen Netzwerken zirkulierenden Gerüchte an, sie sei in Wahrheit eine Transperson. „Am Schlimmsten ist, dass die Leute das irgendwann glauben“, sagt Macron. „Das trifft sie in ihrer Intimität. Mehr werde ich dazu nicht sagen.“

EPA/CHRISTIAN HARTMANN / POOL

„Am Schlimmsten ist, dass die Leute das irgendwann glauben“, sagt Emmanuel Macron

Bekannte Rechtspopulistenverbreiten das Gerücht

Es ist der Versuch, eine Beleidigung „nicht durchgehen zu lassen“ und zugleich nicht noch mehr Öl in ein Feuer zu gießen, das er schnell löschen will. Seit Jahren zirkulieren Behauptungen über Frankreichs First Lady im Internet, denen zufolge sie ein Mann sei, der sich habe operieren lassen. In Parodien werden Interviews mit ihr mit einer Männerstimme unterlegt oder ihre gerade geschnittenen Kleider verspottet. Vor seiner Wahl 2017 hatte auch Macron selbst mit Gerüchten zu kämpfen, er sei homosexuell und die Ehe mit Brigitte Macron, einer ehemaligen Lehrerin in seiner Schule im nordfranzösischen Amiens, reiner Schein. Doch die Behauptungen über seine Frau, die 24 Jahre älter ist als er, halten sich besonders zäh.

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Aufgebracht hat sie zum ersten Mal im Dezember 2021 Natacha Rey, die sich als „unabhängige Journalistin“ bezeichnet, in einem vierstündigen Video. Darin behauptet sie Brigitte Macron heiße in Wahrheit Jean-Michel Trogneux. Tatsächlich ist das der Name ihres Bruders. Das „Medium“ Amandine Roy, die in Kreisen der Verschwörungstheoretiker Einfluss hat, teilte das Video auf ihrem Youtube-Kanal, wo es hunderttausende Male angeklickt wurde. Wenig später griff die rechtspopulistische US-Aktivistin Candace Owens die Fake News in einem Podcast auf und verbreitete sie so unter Rechtsextremen in den USA.

Empfänglich für Lügenerzählungen sind fast alle

Über die Art, wie sich eine eigentlich randständige Idee so verselbstständigen konnte, schrieb die Journalistin Emmanuelle Anzon ein Buch mit dem Titel „Die Affäre Madame, Anatomie einer Fake News: Der Tag an dem die Première Dame ein Mann wurde“. Ihr zufolge sind nicht nur Extremisten empfänglich für die Lügenerzählungen, sondern auch Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. „Es geht hier nicht um eine Lesart links gegen rechts, sondern um die Ablehnung der Eliten und ein absolutes Misstrauen gegenüber den politischen und Medien-Institutionen.“ Dahinter stehe die Vorstellung, die politischen Verantwortlichen seien verdorben und verbergen die Wahrheit über das, was sie tun und was sie sind. In Brigitte Macrons Fall ihre Geschlechts-Identität.

Sie hat Klage gegen Natacha Rey und Amandine Roy eingereicht, im nächsten Frühjahr findet der Prozess statt. Sie könne nicht gegen Cyber-Mobbing kämpfen und selbst nicht reagieren, erklärte sie. „Man würde mir sagen: Sie tun ja nichts.“ Zu ihrer eigenen Betroffenheit äußerte sie sich nicht. 

Ihr Mann wirkte deutlich bestürzter über die Angriffe gegen seine Frau – die ihm genauso gelten.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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