Ein Umschwung, zur Form geworden: mumok zeigt Kunst der 1960er Jahre

Kultur

„Mapping the 60s“ heißt eine Sammlungsschau, die konzentriert auf die
Kunst einer Umbruchszeit blicken lässt. Dazu gibt es Performances

Das mumok, nach einem Update seiner Haustechnik das womöglich bestklimatisierte Museum des Landes, ist wieder voll in Betrieb. Das ganze mumok? Nein, die unterste Ebene bleibt noch bis Dezember gesperrt, dann wird hier noch ein weiterer Teil der Schau „Mapping the 60s“ zu sehen sein. Die Sammlungspräsentation, deren erster Teil sich nun zu der bereits eröffneten, anspruchsvollen Schau „Avantgarde and Liberation“ gesellt, ist als langfristige Präsentation bis Februar 2026 angelegt. Und die Geschichte und Identität des Hauses als „Museum moderner Kunst“ wird dabei wieder klarer sichtbar, als dies im Programm zuletzt der Fall war. 

 

„Moderne Kunst“ meint, wenn man der Entwicklungsgeschichte des mumok aus dem einstigen „Museum des 20. Jahrhunderts“ folgt: Kunst, die ab den 1960er Jahren entstand und/oder gesammelt wurde, mit einem Schwerpunkt auf den Trends aus den USA, die damals die Szene beherrschten, aber auch mit Augenmerk auf Tendenzen, die sich – teils in Abgrenzung dazu – in Europa herausbildeten. Events wie die „documenta“ in Kassel gerieten in jener Zeit zum Umschlagplatz der Ideen und kalibrierten den Geschmack, während Konzeptkünstler, Fluxus-Artists und aktivistisch gestimmte Geister alternative Ausdrucksformen suchten. 

 

Mumok/Klaus Pichler

Das mumok bot fast seinen gesamten Stab an Kuratorinnen und Kuratoren auf, um aus dieser Gemengelage eine Ausstellung zu generieren, die eben nicht als „Best-of“ oder als lineare Ansammlung von Werken funktionieren sollte, die sich in einer dominanten Erzählung durchsetzten. Was nicht heißt, dass man nicht auch „große Namen“ zu sehen bekommt: Gleich am Beginn des Rundgangs sind mit Andy Warhols „Car Crash“-Serie, Robert Indianas ikonischem „Black and White Love (for Martin Luther King)“ von 1968 und Jasper Johns‘ prägnanter Zielscheibe von 1967 ein paar solcher Knaller versammelt. Yoko Onos und John Lennons „Bed-In“ von 1969 ist im Raum danach dokumentiert. 

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Grundsätzlich kreist das Arrangement aber nicht um Namen, sondern um Kristallisationskerne der Kunstszene in den 1960ern: Die documenta 4 von 1968, die die Pop-Art in großem Stil nach Europa brachte, ist einer davon; ein weiterer ist die Ausstellung „When Attitudes Become Form“, für die der legendäre Harry Szeemann 1969 in Bern Künstler (und gerade einmal drei Künstlerinnen) versammelte, die auf Basis von Konzepten, Zufallsprinzipien und „unedlen“ Materialien Werke hervorbrachten, die man später als „postminimalistisch“, als „Anti-Form“ oder als „Arte Povera“ bezeichnen sollte. 

Das mumok kann auf zahlreiche Bestände zurückgreifen, die zwar nicht direkt aus den genannten Ausstellungen hingen, aber nah genug dran entstanden, um den grundsätzlichen Geist wiederzugeben. Auch die Rolle des Wiener „20er Hauses“ – der Vorgängerinstitution des mumok – wird in einem Kabinett aufgearbeitet, eine Sektion verweist auf die Künstlerinnen, die in den 1960 notorisch unterrepräsentiert waren – und erst verspätet Eingang in die Sammlung fanden. 

Die vielen Perspektiven, die die Schau auf die 60er Jahre eröffnet, im schnellen Stakkato hintereinander einzunehmen, mag überfordern – es ist eher eine Schau, die mehrmals mit einem selektiven Fokus besichtigt werden will. Die Präsentation bietet in jedem Fall einen Ankerpunkt, den die Wiener Ausstellungslandschaft zuletzt nicht hatte: Um zu sehen, welche Formen und Positionen Kunst in …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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