
Während die Welt um den verstorbenen Papst Franziskus trauert, hält sich Israel etwas zurück mit den Beileidsbekundungen.
Der israelische Staatspräsident Isaac Herzog sprach bereits sein Beileid der christlichen Welt aus und bezeichnete den Papst als einen „Mann des tiefen Glaubens und grenzenlosen Mitgefühls“.
Benjamin Netanjahu und Außenminister Gideon Sa’ar schweigen zum Tod des christlichen Oberhaupts. Sie gaben weder ein offizielles Statement ab, noch posteten sie etwas auf ihren Social-Media-Kanälen. Das Außenministerium schrieb auf Instagram, Facebook und X folgendes: „Ruhe in Frieden, Papst Franziskus. Möge sein Andenken ein Segen sein.“
Der Papst und der Krieg im Gazastreifen
Dieses Statement wurde allerdings, wie die Jerusalem Post berichtet, wieder gelöscht. Das Schweigen der israelischen Behörden stehe in direktem Zusammenhang mit den Äußerungen des Papstes zu Israel und dem Krieg in Gaza, so die Post. „Die Nachrichten wurden irrtümlich veröffentlicht. Wir haben zu Lebzeiten des Papstes auf seine Äußerungen gegen Israel und den Krieg reagiert und werden dies nach seinem Tod nicht mehr tun. Wir respektieren die Gefühle seiner Anhänger“, so die offiziellen Vertreter des Außenministeriums gegenüber der Jerusalem Post.
Die Beziehung des Papstes zu Gaza
Vergangenes Jahr äußerte sich Papst Franziskus kritisch gegenüber Israels Vorgehen in Gaza. Es sei kein Krieg, „es ist Grausamkeit“, so das christliche Oberhaupt damals. Israel würde „Kinder bombardieren und mit Maschinengewehren niedermähen“, die Ereignisse in Gaza würden Merkmale eines Völkermordes aufweisen, so der Papst damals.
Wie bekannt wurde, habe der Pontifex in den letzten 18 Monaten jeden Abend mit einer kleinen katholischen Gemeinde im Gazastreifen telefoniert. Der Papst soll sich regelmäßig nach den Menschen erkundigt haben, die unter den kriegerischen Bedingungen in der Kirche der Heiligen Familie ausharren. Auch seinen letzten öffentlichen Auftritt nutzte der Papst, um zu einem Waffenstillstand zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas aufzurufen.
„Spirituelles Oberhaupt für über eine Milliarde Menschen“
Trotz der päpstlichen Haltung gegenüber dem Staat Israel sieht Raphael Schutz, der bis zum vergangenen Sommer als israelischer Botschafter beim Vatikan tätig war, einen Fehler darin, zum Tod des Heiligen Vaters zu schweigen.
Zwar hätten die päpstlichen Äußerungen entschieden verurteilt werden müssen, „aber jetzt sprechen wir nicht nur über ein Staatsoberhaupt, sondern auch über ein spirituelles Oberhaupt für über eine Milliarde Menschen – fast 20 Prozent der Menschheit. Ich glaube nicht, dass Schweigen die richtige Botschaft sendet“, so Schutz gegenüber der Jerusalem Post.
Da die Beerdigung des Papstes für kommenden Samstag angesetzt ist, am Schabbat, einem Ruhetag für Juden, ist noch unklar, ob Israel einen offiziellen Vertreter nach Rom entsenden wird.
Source:: Kurier.at – Politik