Ist „Panik“ berechtigt? Wie eine Pensionsreform aussehen könnte

Politik

Weniger Teilzeit, bessere Kinderbetreuung, Anhebung des Pensionsalters: Welche Punkte Experten bei einer Pensionsreform besonders wichtig sind.

Eine Reform des Pensionssystems sei erst in zehn Jahren, also 2034, nötig. Diese Ansage der neuen Vorsitzenden der Alterssicherungskommission, Wifo-Ökonomin Christine Mayrhuber, polarisiert. Denn die staatlichen Zuschüsse ins Pensionssystem nehmen zu. Waren es 2022 noch 24 Milliarden Euro, steigen die Zuschüsse bis 2027 auf 35,2 Milliarden. Und fließen aktuell bereits 11 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) in die gesetzliche Pensionsversicherung, werden es 2060 laut Wifo-Prognose bereits 14,5 Prozent sein. 

Ist Österreichs Pensionssystem also wirklich zukunftsfit? Und wie könnte es reformiert werden? Fragen wie diese debattierten Dienstagabend beim Unique Talk Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr, IV-Chefökonom Christian Helmenstein, GPA-Vorsitzende Barbara Teiber (SPÖ) und Andreas Zakostelsky (ÖVP), Obmann des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen.

Felbermayr: „Man muss sich Sorgen machen“

Fest steht: Neben den Pensionskosten steigt auch die Zahl der Pensionisten. Ist derzeit rund ein Fünftel der Bevölkerung über 65 Jahre alt, ist es in zehn Jahren bereits ein Viertel. „Über Jahrzehnte hinweg ist es nicht zu leugnen, dass die Demografie massive Spuren bei den öffentlichen Finanzen hinterlässt“, sagt Felbermayr. Selbiges gelte für die Gesundheit und Pflege. Gleichzeitig müsse man massiv investieren – etwa in die Energiewende. 

Wie soll sich das budgetär ohne starke Neuverschuldung ausgehen? „So, wie wir jetzt aufgestellt sind, muss man sich Sorgen machen, dass die demografische Entwicklung nicht gut bewältigt wird“, sagt der Wifo-Chef. 

IV: „Das begründet Panik“

Etwas drastischer formuliert es Helmenstein von der Industriellenvereinigung (IV), die derzeit mit dem Vorschlag einer 41-Stunden-Woche für Aufruhr sorgt. Bis 2050 müsse der Staat eine Billion Euro in die Erhaltung des Pensionssystems zuschießen. Das sei ob der vielen nötigen Zukunftsinvestitionen „geradezu ein Sakrileg“, sagt Helmenstein. Hier werde Bildungs- und Innovationskapital ohne nachhaltige Wirkung „versenkt“.

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Dass laut einer neuen Umfrage von Unique Research die Höhe und Sicherheit der Pensionen die zweitgrößte Sorge der 18- bis 30-Jährigen sind, könne er mit Blick auf aktuelle Studien gut verstehen. Im einem Ländervergleich des Mercer Instituts landete Österreichs Pensionssystem beim Thema Nachhaltigkeit auf dem 44. und letzten Platz, bei der OECD auf dem drittletzten. Helmenstein: „Das begründet Panik.“

Überraschende Unterstützung für Teiber

Gewerkschafterin Teiber ortet wiederum Panikmache von Seiten Helmensteins: „Wenn ich höre, dass man für die Pensionen Geld versenkt, schmerzt mich das. Damit vermeiden wir Altersarmut, wie wir sie in ganz vielen europäischen Ländern oder Amerika sehen.“ Viele Länder würden Österreich um sein staatliches Pensionssystem beneiden. Die Ausgaben für die Beamtenpensionen würden anteilig am BIP sogar sinken, das Pensionsantrittsalter der Frauen werde bis 2034 an jenes der Männer angeglichen.

Kurzum: Teiber ist gegen eine gesetzliche Erhöhung des Pensionsalters. Stattdessen müsse das faktische Antrittsalter steigen. Dieses lag bei Männer 2022 bei 62,1, bei Frauen bei 60,1 Jahren. Wie kann das gelingen? Teiber: Für Österreichs Umlageverfahren – die arbeitenden Beitragszahler finanzieren die Pensionen – seien eine hohe Beschäftigungsquote, weniger Teilzeitbeschäftigte mit besonders geringer Arbeitszeit und ein massiver Ausbau der Kinderbetreuung elementar.

Soll das Pensionsalter angehoben werden?

Hier erhält Teiber keinen Widerspruch, sondern sogar überraschende Schützenhilfe von Helmenstein. Auch er sei dagegen, das Pensionsalter wie in Deutschland einfach anzuheben. Das sei nur „eine Mogelpackung“, wenn …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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