Wienerberger-Geschäftsführer: „Schlechte Stimmung baut keine Häuser“

Wirtschaft

Der heimische Ziegelkonzern Wienerberger forciert die Energiewende und stellte sein Werk in Uttendorf /OÖ von Gas- auf Elektroofen um. Im KURIER-Interview fordert Österreich-Chef Johann Marchner mehr Unterstützung vom Staat bei den Netzkosten sowie eine Sanierung der Bauordnung.

KURIER: Wie ist die aktuelle Lage in der Bauwirtschaft?

Johann Marchner: Wir sind über die Talsohle hinweg, aber noch immer deutlich hinter dem Normalniveau.

Wo läuft es schlecht, wo besser?

Schmerzlichstes Thema ist das Einfamilienhaus. Schlechte Stimmung baut keine Häuser. Private wünschen sich zwar ein Eigenheim, es ist aber schwerer zu realisieren. Wenn es dann noch eine schlechte Stimmung gibt, steigt eben nur die Sparquote. Besser läuft es im mehrgeschoßigen Wohnbau, der wieder anzieht. Und im Rohrgeschäft hilft uns der Ausbau der Infrastruktur vor allem bei Kanalsystemen oder imöffentlicher Verkehr.

Kurier/Juerg Christandl

Wirkt sich der aktuelle Zollkrieg auf Ihr Geschäft aus?

Originär nicht, weil wir ein lokaler Hersteller sind. Aber die Stimmung wird dadurch wieder negativ beeinflusst. Die Frage wird auch sein, was die Energiepreise machen. Und auch der Kunststoffpreis ist für uns relevant, hier sind wir im internationalen Netzwerk. Wenn China andere Absatzmärkte sucht, könnte es ebenfalls Auswirkungen geben.

Was braucht es jetzt an Konjunkturimpulsen von der Regierung?

Dringlich ist vor allem das Thema Wohnbauförderung und gemeinnütziger Wohnbau. Es sollte wieder eine Zweckwidmung für die Wohnbauförderung geben. Und sie darf nicht noch komplizierter werden. Statt noch mehr zu fördern wäre es hilfreich, das Bauen einfacher und damit kosteneffizienter zu machen.

Muss der Wohnbau überhaupt gefördert werden?

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Es muss nicht alles gefördert werden, aber es gibt eine gesellschaftliche Verantwortung für das leistbare Wohnen. Und es braucht eine einheitliche und einfachere Bauordnung in Österreich. Das wäre das Gebot der Stunde, dann würde das Bauen automatisch wieder günstiger.

Ein Thema sind auch die hohen Energiepreise. Sie investieren derzeit viel in den Ausbau der erneuerbare Energie. Wann wird sich das rentieren?

Wir glauben an die Elektrifizierung und den Ausbau der erneuerbaren Energie wie Wasserkraft, Photovoltaik oder Wind, um energieunabhängiger zu werden. Es wäre trotz höherer Preise deutlich billiger, mit Gas Ziegel zu produzieren, aber wir gehen aber am Standort Uttendorf einen anderen Weg und erzeugen dort Strom vorort. Nun ist es an der Politik, den Netzausbau zu beschleunigen und langfristig abzusichern.

Der Staat muss der Industrie beim Erneuerbaren-Umstieg mehr entgegenkommen?

Ja, der Netzausbau muss eine hoheitliche Aufgabe sein und die Kosten dürfen nicht einfach auf die Unternehmen übergestülpt werden.

Kurier/Juerg Christandl

Die Industrie stöhnt auch über hohe Lohnkosten und fordert Lohnzurückhaltung. Ihre Meinung?

Die massiven KV-Erhöhungen der letzten drei Jahren mit rund 20 Prozent tun uns schon auch weh. Das hatten die Länder um uns herum nicht. Es wird immer schwieriger, diese Mehrkosten durch Effizienzsteigerungen und damit höherer Produktivität abzufedern. Da geht es nicht nur um die Produktion, sondern auch um Servicedienstleistungen.

Viele Bauberufe sind Mangelberufe. Was tun Sie, um genügend Personal zu finden?

Wir arbeiten eng mit HTL und Unis zusammen und bieten attraktive Berufsbilder mit digitalen Inhalten. Durch neue Fertigungstechnologien können unsere Kunden auch flexibler in ihren Aufträgen sein.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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