Filmkritik zu „Challengers – Rivalen“: Matchball beim Duell im Dreieck

Kultur

Zendaya steht zwischen zwei Männern in einem sexy Tennisfilm von Luca Guadagnino („Call Me By Your Name“)

Tennis ist nicht einfach nur Sport, Tennis ist eine Beziehung. Ein gutes Tennisspiel fühlt sich an wie ein Liebesverhältnis, ein heißes Match wie eine feurige Affäre. So oder ähnlich behauptet zumindest Zendaya in dem immens unterhaltsamen Sport-Love-Sex-Triangel „Challengers – Rivalen“ von Luca Guadagnino: Die Entscheidung einer Frau zwischen zwei Männern fällt nicht im Bett, sondern auf dem Platz.

Der italienische „Call Me by Your Name“-Regisseur verwendet den Tenniscourt als Spielfeld einer Dreiecksbeziehung, die er über den geschärften Ballwechsel zwischen allen Beteiligten austrägt. Erotik verbindet sich mit High Game, Sex mit Service. Der Schweiß rinnt beim Matchball. Und wenn das Spiel erlahmt, schwächelt die Beziehung.

Die unschlagbare Zendaya, Ex-Model und Superstar („Dune“), imponiert als Tashi, eine Tennisspielerin mit Weltklasse-Potenzial. Nach einer Verletzung muss sie ihre Karriere aufgeben und trainiert stattdessen ihren Mann Art vom Durchschnittsspieler zum Grand-Slam-Sieger. Als Art in ein Karrieretief fällt, meldet sie ihn bei einem zweitklassigen Challenger-Turnier an. Ein Sieg soll sein Selbstbewusstsein stärken. Der Plan gerät ins Wanken, als Art ausgerechnet dort auf seinen ehemals engsten Freund Patrick trifft, Tashis Ex-Freund.

Niko Tavernise/Warner

Beste Freunde: Mike Faist (li.) und Josh O’Connor in „Challengers – Rivalen“

Stilsicher und höchst sinnlich erzählt Guadagnino von der fluktuierenden Leidenschaft zwischen Tashi, Art und Patrick. In abrupten Rückblenden wirft er sein (homo)erotisches Beziehungsnetz über die beiden gut aussehenden jungen Männer und die hinreißende junge Frau. Seine flott geschnittenen Einschübe fühlen sich an wie coole Moves, angefeuert von den treibenden Techno-Beats von Trent Reznor und Atticus Ross. Aufgeregt stürzt sich die Kamera dazwischen und lässt ihre Blicke von einem zum anderen schweifen.

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Niko Tavernise/Warner

Falsche Entscheidung? Zendaya und Josh O’Connor in „Challengers – Rivalen“ von Luca Guadagnino

Als Art und Patrick zum ersten Mal Tashi auf dem Tennisplatz sehen, bleibt beiden der Mund offen. Im Doppel stürzen sie sich auf die begehrte Frau. Die kann sich nicht entscheiden und schwankt, ob sie sich eher dem verträumten Art – romantisch: Mike Faist (Broadway-Star aus „West Side Story“), oder dem draufgängerischen Patrick – frech: Josh O’Connor (Prinz Charles in „The Crown“) zuneigen soll.

Zuerst wird der eine geküsst, dann der andere – und schließlich küsst jeder jede(n) in einer der umwerfendsten Szenen des Films.

Brodelndes Begehren

Luca Guadagnino ist ein Virtuose darin, das Begehren solange zirkulieren zu lassen, bis es ins Publikum schwappt. Genüsslich streicht die Kamera über schöne Körper, allesamt unverfroren erotisch inszeniert, egal, ob Männer oder Frau, ob auf dem Platz oder im Bett. Dem alten Motiv der fatalen Dreiecksbeziehung – einem Lieblingsgenre des Kinos – verpasst Guadagnino ein athletisches Update. Den Wettkampf zweier Männer um die Gunst einer Frau sublimiert er lässig zum Ball-Duell, brodelndes Begehren vermischt sich mit sportlichem Ehrgeiz. Unter dem Auge eines queeren Schiedsrichters treten Art und Patrick zum Punktesieg an.

Niko Tavernise/Warner

Mike Faist und Zendaya in „Challengers – Rivalen“ von Luca Guadagnino

Tatsächlich interessiert sich Luca Guadagnino nicht für die Realitäten einer Dreiecksbeziehung, sondern für die Stromschläge, die sie allen versetzt. Ihren orgiastischen Höhepunkt findet sie im Matchball zwischen zwei Spielern – und ihrer Trainerin. …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

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