Wie Frankreichs „Rupert Murdoch“ die Rechten an die Macht pusht

Politik
Vivendi-Aufsichtsratsvorsitzender Vincent Bollore posiert für nationale Fernsehdienste in der Nationalversammlung in Paris.

Der Großindustrielle und Medienmagnat Vincent Bolloré hat wesentlich Anteil am Erfolg der Rechtsparteien: In seinen Medien drückt er ihre rechtsextreme Agenda durch.

aus Paris Simone Weiler

In Frankreichs Fernseh- und Radiosendern gibt es die Journalisten – und es gibt die „Polemisten“. Als Zweitere werden jene Kommentatoren bezeichnet, die sich statt auf Basis von objektiven Informationen auf jener ihrer persönlichen Meinungen und Emotionen äußern. Mitunter werden sie laut oder beschimpfen auch jene Gäste des linken politischen Lagers, die sich noch in ihre Sendungen wagen. Viele von ihnen eint, dass sie denselben Chef haben: Geschäftsmann und Medienmagnat Vincent Bolloré.

Dem Milliardär, der unter anderem im Bau-, Logistik- und Werbegeschäft aufstieg, gehören neben die Privatsender Cnews und C8, die Radiostation Europe 1, das Sonntagsblatt Journal du dimanche und die Illustrierte Paris Match. Aber auch in die Politik ist er vernetzt, auf die er mächtigen Einfluss ausübt.

APA/AFP/ALAIN JOCARD

Vivendi-Aufsichtsratsvorsitzender Vincent Bollore posiert für nationale Fernsehdienste in der Nationalversammlung in Paris.

Verbündete – bis in die Reihen Macrons 

Die französische Zeitung Le Monde enthüllte, dass einer der wenigen Berater, mit denen Präsident Emmanuel Macron die Auflösung der Nationalversammlung am Abend der EU-Wahl ausgeheckt hatte, den Bolloré-treuen TV-Moderator Pascal Praud gegen 18 Uhr anrief und einweihte – noch bevor Macron seinen eigenen Premierminister Gabriel Attal über die Pläne informiert hatte.

Am nächsten Tag trafen sich wiederum Bolloré und der Noch-Präsident der konservativen Republikaner, Éric Ciotti. Dieser kündigte in der Folge zum Entsetzen der meisten Parteifreunde ein Bündnis mit dem Rassemblement National (RN) an. Wenige folgten Ciotti, doch dessen Abgeordnete könnten dem rechtsextremen RN bei der zweiten Runde der Parlamentswahlen am Sonntag entscheidende Sitze einbringen, damit es der Allianz zur absoluten Mehrheit reicht.

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Somit käme Bolloré seiner Vorstellung einer großen „Union der Rechten“ unter Dominanz der rechtsextremen Kräfte näher. Vor der Präsidentschaftswahl 2022 baute der streng katholische Geschäftsmann den Muslim-Hasser Éric Zemmour, bis dahin einer der „Polemisten“ in seinen Sendungen, als Kandidaten auf. Das scheiterte zwar, Zemmour erhielt nur sieben Prozent.

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Noch-Präsident der konservativen Republikaner: Éric Ciotti. Ihm könnte nach dem zweiten Wahldurchgang eine wesentliche Rolle für die Machtverteilung in der Nationalversammlung zukommen.

Millionen-Reichweite

Doch Bollorés Einflussversuche gehen weiter. Dem Medienhistoriker David Colon zufolge ist sein Vorbild der ultrakonservative Medienmogul Rupert Murdoch, unter anderem Chef des US-Senders Fox News, der dem reaktionären Teil der US-Republikaner nahesteht. „Bei der Medienkonzentration besteht der Schlüsselfaktor nicht in der Anzahl der Zeitungen oder ihrer Auflage, sondern in der Vielfältigkeit der Medienangebote, die es ermöglicht, schnell die öffentliche Debatte zu steuern.“ Genau das tut Bolloré mit seinen Print-, Radio- und Fernsehmedien, die insgesamt eine Millionen-Reichweite haben.

EPA/Mohammed Badra

Zweiter Wahlgang am Sonntag: Der Rassemblement National dürfte stärkste Kraft werden.

Bardella-Fan

Das Magazin Paris Match veröffentlichte vor den EU-Wahlen eine Reportage über einen romantisch angehauchten Hausbesuch bei der für Zemmours Partei antretenden Kandidatin Marion Maréchal, Nichte von Marine Le Pen, und ihrem Mann, dem italienischen Lega-Politiker Vincezo Sofo. Im Sender CNews lästerte Moderator Praud, die Republikaner, die Ciotti nicht folgten, seien „die dümmsten Rechten der Welt, ohne Mut, ohne Zukunft“. Gäste der Talkshows werden strikt nach ihrer politischen Linie ausgesucht. Bei …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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