EM-Trends: Standard-Fragen, kreative Antworten, „langweilige Engländer“

Sport

Für den KURIER ziehen Paul Scharner und Dominik Thalhammer Zwischenbilanz. „Die Teamchefs geben ihren Besten die Kreativität zurück.“ Auch Österreich gefiel.

Die EURO 2024 biegt in die finale Kurve. Am Freitag und Samstag werden die Viertelfinalspiele ausgetragen. Es geht gleich um 18 Uhr los mit Deutschland – Spanien. „Ein vorweggenommenes Finale. Das sind die beiden bisher besten Mannschaften der EM“, betonen zwei getrennt voneinander befragte Experten im KURIER-Gespräch einstimmig. 

Um Trends, Entwicklungen und Enttäuschungen näher zu beleuchten, wurden zwei in ihrem Zugang unterschiedliche, aber gleichsam kritische Fachmänner befragt: Dominik Thalhammer und Paul Scharner.

Thalhammer führte die ÖFB-Frauen in das EM-Halbfinale, hatte auch in Belgien als Chefcoach Erfolg und investiert viel Zeit, um taktische Details zu erspüren. Etwa bei südamerikanischen Klubmannschaften. Scharner ist Österreichs Rekordmann in der Premier League, führte Wigan 2013 gegen Manchester City sensationell zum Sieg im FA-Cup und hätte wesentlich mehr als 40 Teamspiele für den ÖFB bestritten, wäre da nicht der legendäre Eigensinn des heute 44-Jährigen.

Welche Themen stechen für Thalhammer und Scharner hervor, abseits davon, dass Österreich viel Freude bereitet hat?

„Spanien hat absolut überzeugt, weil sie anders spielen als früher. Sie können natürlich noch den Ball laufen lassen, spielen aber mehr nach vorne und haben eine immens gefährliche Flügelzange“, sagt Scharner. „Sie spielen nicht mehr so ausrechenbar“. So sieht es auch Thalhammer: „Jene Teamchefs, die ihr System und die Spielweise an die Schlüsselspieler anpassen, haben Erfolg. Besonders gut ist das bei Spanien und Deutschland zu sehen, wo Toni Kroos am liebsten halblinks abkippt, um den Spielaufbau voranzutreiben – und das unter Teamchef Nagelsmann auch darf.“

  Nach dem tragischen Todesfall: Schlussetappe der Tour of Austria als Gedenkfahrt

Vorgezogenes Endspiel im Viertelfinale

Scharner sieht „nach dem Drama von Wien im Herbst einen dringend nötigen Cut“ bei Deutschland: „Nagelsmann hat einige Routiniers verabschiedet und dafür Kroos zurückgeholt. Ich habe ja eigentlich auf Portugal getippt, aber jetzt finde ich es schade, dass die wieder überzeugenden Deutschen bereits im Viertelfinale gegen Spanien ranmüssen.“ Thalhammer seufzt: „Die beiden Mannschaften, die mich am meisten beeindrucken, treffen schon im ersten Viertelfinale aufeinander.“

Was ist es genau, was bei den Deutschen und Spaniern verändert wurde? „Ausgehend von südamerikanischen Klubmannschaften gibt es einen Trend, dass nur noch auf drei bis vier Positionen strikt zugeteilt ist, wo sie bei Ballbesitz zu spielen haben. Der Rest darf herumschwimmen. Genau das machen diese beiden Teams sehr gut und stellen die Gegner vor große Probleme.“

Scharner formuliert es als früherer Querdenker so: „Die Teamchefs geben ihren Besten die Kreativität zurück. Sie dürfen sich in der Offensive austoben. Defensiv müssen alle weiter diszipliniert bleiben, aber nach vorne ist zu meiner Freude wieder mehr erlaubt. Bei Österreich hat das besonders Posch gut gemacht.“

Das genaue Gegenteil erkennen beide Experten bei England: „Viele Stars, aber keine Idee mit dem Ball und ein viel zu statisches Spiel.“ Der Coach sieht „langweilige Engländer, die in ihrem strikten Positionsspiel altmodisch wirken und nicht ausstrahlen, was sie eigentlich vorhätten.“ Der frühere Dauerläufer moniert: „Warum dürfen Saka und Foden nicht rochieren, oder mal in die Mitte ziehen? Diese Engländer müssen unter Southgate so verkopft kicken, dass sie ihre Stärken nicht auf den Rasen bringen.“

Bei vielen Großen fehlt die …read more

Source:: Kurier.at – Sport

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.