Der Schuldenberg des René Benko: Vom Milliardär zum „Bettelmann“

Wirtschaft

Der insolvente Signa-Gründer sitzt auf einem Schuldenberg von zumindest zwei Milliarden Euro. Zur Pleite beigetragen habe laut Masseverwalter auch „sein äußerst aufwendiger Lebensstil“.

Vor der Justiz sind alle gleich. Und so muss auch René Benko am Mittwochvormittag in seiner Heimatgemeinde Innsbruck zunächst durch eine Sicherheitsschleuse, ehe er das Landesgericht betreten darf. Der ehemalige Star-Unternehmer nimmt vom Wachpersonal sein zuvor ausgefertigtes Handy wieder entgegen. Und wird sofort von einer großen Zahl an Medienvertretern mit Kameras und Fragen bedrängt.

Es ist der erste öffentliche Auftritt des Tirolers, seit sein Signa-Imperium kollabiert ist. Für diesen Gerichtstermin hat Benko dem COFAG-U-Ausschuss nach Ladung ins Parlament die dritte Abfuhr erteilt. Keiner der Journalisten vor Ort hatte aber damit gerechnet, dass der Investor zur ersten Tagsatzung im Insolvenzverfahren um sein Privatvermögen erscheint.

Ein Spießrutenlauf

Benko kommt in Anzug und rosaroter Krawatte, wirkt körperlich nicht gerade auf der Höhe. Die wenigen Minuten zwischen Ankunft und Beginn der Verhandlung versucht er, in einem Spießrutenlauf, Kameras auszuweichen – vergebens. Sein Anwalt Georg Eckert wird im Getümmel zum Bodyguard, schiebt Medienvertreter beiseite. Fragen beantwortet Benko keine.

Viel Zündstoff

Was hinter den verschlossenen Türen abgehandelt wurde, birgt viel Zündstoff. Laut den Gläubigerschutzverbänden Creditreform, AKV und KSV1870 haben 30 Gläubiger Forderungen in Höhe von 2,016 Milliarden Euro angemeldet, doch im Vermögensverzeichnis hat Benko weitere Verbindlichkeiten angeführt.

Das Gros der Forderungen in Höhe von 1,969 Milliarden Euro wurde bestritten, weil Masseverwalter Andreas Grabenweger diese Ansprüche auf ihre Berechtigung noch nicht abschließend prüfen konnte. „Der Insolvenzverwalter hat die Forderungen jener Gläubiger der Signa-Gesellschaften, welche persönliche Haftungen des René Benko geltend machen, bestritten“, erklärt KSV1870-Experte Klaus Schaller.

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Hoher Lebensstandard

Doch wie kam es nun zur Pleite des Beratungsunternehmers René Benko? „Als Ursache des Vermögensverfalls wurden einerseits die fehlenden Aufträge als Folge der Insolvenzen der Signa-Gruppe angeführt und andererseits die bekanntlich hohen Kosten von René Benkos Lebensstandard“, sagt Tristan Prem von Creditreform. Laut Masseverwalter war der „Lebensstil sehr auffällig und äußerst aufwendig“.

Dazu zählen die hohen Unterhaltsleistungen für drei Familienangehörige sowie Zahlungen in Millionenhöhe wie zum Beispiel für ein Pferd als Geburtstagsgeschenk; außerdem werden ein Zusatzunterhalt in Form von „Eigenkapital für Immobilieninvestment“ sowie hohe Bargeldbehebungen angeführt.

77,95 Millionen Euro Einnahmen

Der Masseverwalter hat Benko aufgefordert, für die beiden vergangenen Jahre Belege für die Einnahmen und Ausgaben vorzulegen, was auch geschah.

Doch Grabenweger konnte diese bisher noch nicht sichten. Er hat von Benko auch eine vollständige Liste aller Fahrzeuge angefordert, die von Benko in den vergangenen Jahren privat verwendet, gehalten oder verkauft wurden.

Fakt ist auch, dass der Signa-Gründer in den Jahren 2015 bis 2021 insgesamt ein Einkommen in Höhe von 77,95 Millionen Euro versteuert hat. Im Jahr 2021 wurde ihm angeblich aber ein Prämienanspruch in Höhe von 14,24 Millionen Euro von der Signa Holding nicht ausgezahlt.

Picasso und Basquiat

Fakt ist aber auch, dass diverse Signa-Gesellschaften dem Einzelunternehmer Benko Darlehen in Höhe von insgesamt 49 Millionen Euro gewährt haben, davon allein die mittlerweile insolvente Familie Benko Privatstiftung 22 Millionen Euro. „Die Überprüfung der Mittelverwendung erfolgt derzeit durch den Masseverwalter“, wurde dem Gericht mitgeteilt. Es könnte aber auch sein, dass Benko in Höhe der Darlehen auch eine Schuldenübernahme geleistet hat.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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