Rod Stewart in Wien: Bestes Konzertvergnügen, hoffentlich nicht zum letzten Mal

Kultur
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Der Popstar, wie man ihn kennt: Im zartrosa glitzernden Animalprint-Sakko mit Stachelfrisur und viel guter Laune.

„Wir sind von der Bühne, wenn das Match beginnt, damit ihr alle Fußball schauen könnt. Viel Glück dabei.“ Rod Stewart ist Fußballfan, weiß natürlich, dass das wichtige Achtelfinal-EM-Spiel für Österreich ansteht und hat sein Konzert in der Wiener Stadthalle deshalb schon um 19.00 Uhr begonnen – mit dem Cover von Robert Palmers „Addicted To Love“ und „You Wear It Well“, einem Song aus dem Jahr 1972. 

Im zartrosa glitzernden Animalprint-Sakko singt er sich erst einmal warm, bringt sich und über 10.000 Wiener in der ausverkauften, auch in Parkett bestuhlten Halle mit Tempo in Stimmung. 

Ein erster Höhepunkt ist der Boogie „Sweet Little Rock ‚N‘ Roller“ von Chuck Berry. Stewart hat viele Coverversionen in dieser Show, die der „One Last Time“ betitelt hat. Denn er hat nicht allzu viele seiner Hits selbst geschrieben, war immer mehr für seinen seelenvollen Gesang und die Raspel-Stimme berühmt als für sein Kompositionstalent. Sogar Songs, die man ihm zuschreiben würde, stammen häufig von anderen Songwritern, etwa „Have I Told You Lately“, das aus der Feder von Van Morrison stammt.

Das tut der Klasse der Show aber keinen Abbruch. Stewart wechselt geschickt zwischen Balladen und flotteren Songs, hat einen glasklaren Sound und eine versierte Band. Die wird von drei Background-Sängerinnen, zwei Violinistinnen, einer Harfenistin (die auch Percussion spielt) und einem Saxofonisten verstärkt. So kann der zum Sir geadelte Brite alles von schottischem Folk über Disco und Pop bis hin zu kurzen jazzigen Improvisationen in das Programm einbauen. Das ist schon mal eine hervorragende Basis. 

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Zum besten Konzertvergnügen komplettiert wird es von der ungezwungenen und agilen Bühnenpräsenz die 79-Jährigen. Mit dem vollen Haar der obligaten Stachelfrisur und mit der sportlichen Figur könnte man Stewart auf gut 30 Jahren jünger schätzen. Er tanzt, stolziert über die ganze Bühnenbreite und schwingt mit selbstironischem Grinsen die Hüften. Der Spaß an der Sache ist ihm allzeit anzusehen. Es ist ihm auch die Lässigkeit eines Mannes anzusehen, der nichts und niemandem mehr etwas beweisen muss und nurmehr genießen darf – nicht nur, wenn er beim Singen mit einer Hand in der Hosentasche dasteht.

Zu hören ist die Erfahrung eines Mannes, der seit mehr als 60 Jahren auf der Bühne steht. Anfangs bei den ersten schnelleren Songs hatte man noch den Eindruck, dass man Stewarts Stimme das Alter doch ein bisschen anhört. Der verflüchtigt sich schnell bei den Balladen. Und beim Slow-Blues „I’d Rather Go Blind“ läuft Stewart zu Höchstform auf, klingt noch genauso hinreißend und eindringlich wie 1968, als er für das erste Album seines Freundes Jeff Beck „Ol‘ Man River“ sang (unbedingt anhören, wer es nicht kennt!). 

Diesen Klassiker hat er in der Stadthalle leider nicht im Programm. Dafür Hits wie „Maggie May“, das er, wie er erzählt, über die Frau geschrieben hat, mit der er als 15-Jähriger das erste Mal Sex hatte. Bei „The First Cut is The Deepest“ kommt die Harfe zum Einsatz und bei „Young Turks“ (ja, das heißt so und nicht „Young …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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