Wie viel bringt mir die Abschaffung der kalten Progression?

Politik

Um zwei Milliarden Euro werden Steuerzahler im kommenden Jahr entlastet. Wie sich das im Einzelfall auswirkt.

Um rund zwei Milliarden Euro werden die Steuerzahler kommendes Jahr entlastet. Grund dafür ist die Abschaffung der kalten Progression, die seit 2023 gilt. Türkis-Grün hat sich damals auf folgendes geeinigt: Die Tarifgrenzen und Absetzbeträge werden um zwei Drittel der Inflationsrate angehoben. Das verbleibende „variable Drittel“ – 2025 beträgt es laut Finanzministerium (BMF) rund 651 Millionen Euro – muss laut Gesetz für weitere Maßnahmen verwendet werden.

Grundsätzlich werden, bis auf den Spitzensteuersatz, 2025 alle Steuerstufen automatisch um rund vier Prozent angehoben. Damit sind ab kommendem Jahr die ersten 13.308 Euro Lohn steuerfrei. Zum Vergleich: Heuer sind es 12.816 Euro. Das flexible Drittel kommt 2025 unter anderem Alleinerziehern, Kleinverdienern und Pendlern zugute.

Aber wer wird durch die türkis-grüne Lösung tatsächlich wie stark entlastet? Und wo liegen die Schwächen von Österreichs Modell? Wichtige Fragen und Antworten:

Wie stark profitieren Arbeitnehmer?

Das BMF hat hierzu zwei Rechenbeispiele für einen Angestellten mit einem Bruttolohn von 4.150 Euro pro Monat erarbeitet. Durch die Anhebung der Tarifstufen hat der Angestellte im kommenden Jahr 311 Euro mehr zur Verfügung, durch den erhöhten Verkehrsabsetzbetrag 24 Euro. Arbeitet er im Innendienst und macht rund vier Dienstreisen mit der Bahn im Jahr, erhält er ein um 29 Euro höheres Tagesgeld und 96 Euro Kostenersatz für die Dienstreisen. Macht in Summe: 459 Euro Entlastung. Ist der Angestellte im Außendienst tätig und legt rund 300 Kilometer pro Woche zurück, steigt sein Tagesgeld um gar 192 Euro und sein Kilometergeld um 384 Euro. Gesamtentlastung: 911 Euro.

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Wie stark profitieren Selbstständige?

Beispiel: Ein Selbstständiger mit einem Umsatz von 50.000 Euro und Betriebsausgaben von 18.000 Euro wird 2025 um 2.813 Euro entlastet. Die Anhebung der Tarifstufen bringt ihm 178 Euro zusätzlich. Und die Anhebung der Keinunternehmergrenze auf 55.000 Euro sorgt dafür, dass er 2.635 Euro mehr zur Verfügung hat. Einen detaillierten Entlastungsrechner für sämtliche Einkommensgruppen hat übrigens Bernhard Angeler von der Plattform finanzrechner.at erstellt.

Wurde die kalte Progression tatsächlich zur Gänze abgeschafft?

Streng genommen wird die volle Summe des Reallohnverlustes, der durch die Inflation entsteht, umverteilt. Ein leichter Effekt der „kalten Progression“ ist nach wie vor spürbar. Neos und FPÖ plädieren dafür, auch das letzte Drittel automatisch für eine Anhebung der Tarifstufen zu verwenden, statt das variable Drittel jährlich öffentlichkeitswirksam für diverse Maßnahmen zu verwenden. „Ein Drittel wird noch immer nach Gutsherrenart verteilt“, sagt Ökonom Dénes Kucsera vom wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria.

Wie hätte sich eine vollständige Abschaffung der kalten Progression ausgewirkt?

Wer 2.000 Euro brutto im Monat verdient, hätte bei voller Anhebung der Tarifgrenzen laut Berechnungen der Agenda Austria im kommenden Jahr noch einmal in Summe 30 Euro mehr zur Verfügung als 2024. Wer 3.500 Euro verdient, hätte 54 Euro mehr. Wer 4.000 Euro verdient, würde 94 Euro zusätzlich erhalten. „Diese Effekte kumulieren sich über die Jahre und belasten alle Steuerzahler, so Kucsera. Beispiel: Wären alle Steuergrenzen seit 2023 jährlich mit der Inflation gewachsen, hätte sich das laut Berechnungen der Agenda Austria wie folgt ausgewirkt: 2025 hätte eine Person mit einem Bruttomonatslohn von 4.000 Euro 212 Euro mehr am …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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