
Nicht nur der stationäre Handel ist vom Einwegpfandsystem betroffen. Auch Online-Supermärkte wie Alfies sind dazu verpflichtet, auf Getränkeverpackungen Pfand zu erheben und die Flaschen und Dosen ihrer Kunden zurückzunehmen. Der KURIER war im Alfies-Lager im elften Wiener Gemeindebezirk und hat sich angesehen, wie ein Lebensmittellzusteller das Pfandsystem umsetzt.
Alfies bietet als Online-Supermarkt die Lieferung von Lebensmitteln an die Wohnungstür an. Genau dort nehmen die Fahrer seit einigen Monaten auch Pfandverpackungen entgegen.
Diese sammeln sie in ihren weißen Lieferautos und bringen sie nach Abschluss der Route zurück ins Lager. Dort werden die Pfandverpackungen händisch sortiert und in großen Säcken gesammelt. Sind sie voll, werden sie verplombt und warten auf die Abholung durch den Betreiber des Pfandsystems EWP Recycling Pfand Österreich.
Im Lager stapeln sich die Plastiksäcke
Im Lager und auch im angrenzenden Büroraum stapeln sich bereits große Plastiksäcke voller Getränkeverpackungen. Alfies kann ab drei vollen Säcken eine Abholung anmelden. Diese erfolgt dann innerhalb von 48 Stunden. „Schon jetzt muss fast täglich jemand kommen und die Säcke abholen“, sagt Alfies-Geschäftsführer Gunther Michl dem KURIER.
Marlene Liebhart
Im Lager stapeln sich die Plastiksäcke mit Pfandverpackungen.
Mehr als 80.000 Einweggebinde hat der Liefersupermarkt bisher zurückgenommen. Und die Menge steigt mit jeder Woche an. Michl rechnet damit, dass das noch bis Jahresende so weitergeht. Denn bis dahin dürfen pfandfreie Restbestände verkauft werden.
Den Alfies-Kunden, die Getränkeverpackungen zurückgeben, wird das Pfand automatisch für die nächste Bestellung gutgeschrieben. So war es auch bisher, wenn Mehrweg-Bierflaschen und -kisten zurückgegeben wurden. Auf Anfrage zahlt das Unternehmen das Geld aber auch aus. Etwa wenn Kunden umziehen und danach nicht mehr im Alfies-Liefergebiet wohnen.
Wie hoch die Kosten sind, die dem Liefersupermarkt durch das Einwegpfand entstanden sind, kann Michl nicht genau sagen. Bisher musste vor allem die interne Software verändert werden. Hinzu kommt der größere Arbeitsaufwand für die Mitarbeiter: “ Das kostet natürlich alles Zeit und macht die Lieferungen damit teurer für uns.“
Alfies / Jimenez
Die Flaschen und Dosen werden händisch sortiert und in Plastiksäcken gesammelt.
Ausgeglichen werde das dadurch, dass die Kunden immer größere Mengen an Lebensmitteln bestellen, was die Kosten für eine Lieferung wiederum senke. Das Einwegpfand hat außerdem verändert, welche Produkte die Kunden bei Alfies bestellen.
Kunden kaufen jetzt lieber Mehrweg
So steige etwa seit Beginn des Jahres stetig der Anteil an gekauften Mehrwegflaschen. Bei manchen Produkten – etwa bei Mineralwasser – betrug das Plus rund 20 Prozent. Vor allem Aludosen würden wiederum immer mehr an Beliebtheit verlieren.
Veränderungen im Sortiment gab es bisher aufgrund des Pfandsystems keine. Auch nicht bei den importierten Produkten, wie etwa italienischer Limonade. Diese machen dem Unternehmen besondere Probleme, weil sie keinen österreichischen Barcode und kein Pfandlogo tragen. Alfies muss für diese Produkte für 25 Cent pro Stück Aufkleber bestellen und die Dosen und Flaschen einzeln bekleben.
„Wir bestellen Tausende solche Sticker. Wenn beim händischen Bekleben welche reißen, sind die 25 Cent weg“, so Michl. 56 Produkte sind davon betroffen. „Hier wurde eigentlich eine Handelsbarriere geschaffen“, kritisiert der Alfies-Geschäftsführer. Er rechnet damit, dass Mitbewerber ihr Sortiment in Folge reduzieren werden.
Anstatt das eigene Angebot zu verkleinern, hat sich Alfies dazu entschieden, die erhöhten Kosten an den Konsumenten weiterzugeben. Michl …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft