Rekordquoten, Fouls und Seherfrust: Fußball-EM sorgt für Wirbel am TV-Markt

Kultur

Dass der ORF die Österreich-Spiele nicht zeigte, wird viel kritisiert. Dass die Kosten für Sportrechte explodieren, geht aber über diese Debatte hinaus.

Einen Erfolg kann man dem heimischen Fußballteam trotz des Ausscheidens bei der EM nicht nehmen: Wohl zum ersten Mal in der Geschichte waren die deutschen Fußballfans stinksauer, dass sie ein Spiel der Österreicher nicht sehen konnten – bzw. nur gegen Aufpreis. 

Denn das entscheidende Match am Dienstagabend gegen die Türkei lief in Deutschland weder bei den öffentlich-rechtlichen ARD oder ZDF noch bei RTL – sondern bei Magenta TV und seinem Sportablager, beides kostenpflichtige Streamingdienste der Deutschen Telekom. Denn nur dort und also nur gegen Zusatzkosten sind in Deutschland alle Spiele der EM zu sehen. 46 von 51 spielen laufen via Sublizenz auch auf den drei regulären Sendern, fünf – darunter das gestrige – aber nur im Streaming. Das empört viele Fans.

Die Debatte darüber erinnert stark an den österreichischen Streit darüber, dass der ORF die Spiele der Österreicher diesmal nicht zeigte, sondern man dafür auf ServusTV wechseln musste. Eine Rechnung, die jedenfalls quotenmäßig am Dienstag voll aufging.

Brutale Zahlen

Denn das Spiel Österreich-Türkei brachte ServusTV die beste Quote seit Senderbestehen und war das meistgesehene Match der Fußballnationalmannschaft seit Beginn der Teletest-Messungen im Jahr 1991.

Dem ORF hingegen bescherte es brutale Zahlen. Um 21 Uhr, zum Start des Matches, hatten ORF1 und ORF2 gemeinsam nur sechs Prozent Marktanteil. Der Senderschnitt insgesamt lag im Juni bei 31,4 Prozent Marktanteil.

„Wir gratulieren ServusTV zum Quotenerfolg“, hieß es aus dem ORF auf KURIER-Anfrage.

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Das ist – auch wegen des Ausscheidens der Österreicher – ein vorläufiger Tief- und zugleich auch Schlusspunkt unter eine heiß geführte Mediendebatte. Dass sich der ORF beim Kauf der EM-Rechte von ServusTV überbieten ließ, hat für viel Kritik im Land geführt – von den Sehern und aus der Politik. Ein guter Anteil dieser Kritik ist, wie alles rund um den ORF, aus politischem Eigennutz oder prinzipieller Ablehnung des ORF motiviert. Dennoch sind die Sportrechte eine Frage, an der die Debatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk besonders heißt geschmiedet wird. 

Hier beißt sich die Kommunikationsstrategie des ORF bezüglich der Haushaltsabgabe auch in den eigenen Schwanz: Man will, so betont man bei jeder Gelegenheit, für alle Österreicherinnen und Österreicher da sein (da ja auch alle zahlen müssen). Die Fußballfans, jedenfalls eine lautstarke Gruppe, fühlen sich aber nicht besonders gut bedient, wenn sie die Österreich-Spiele dann auf ServusTV schauen müssen. Da geht es auch um jene Art von Nationalempfinden, das bei Sportturnieren eine gewichtige Rolle spielt.

Über die österreichische Nabelschau hinaus

Hier wird eine internationale Debatte auf österreichische Umstände heruntergebrochen. Denn auch anderswo ist die Preisexplosion der Sportrechte ein Thema. Viele geben den Pay-TV-Anbietern die Schuld: Die waren bereit, preislich weit nach oben zu gehen, um dank Fußball und Co. Abonnenten zu sammeln. Aber selbst die Sport-Bezahlsender können sich die von den Ligen und Sportverbänden geforderten Preise nicht mehr leisten.

„Die Kosten sind explodiert und haben derartige Ausmaße erreicht, dass es sich kein Medienunternehmen mehr leisten kann, alle Großereignisse zu übertragen“, sagte auch ORF-Chef Roland Weißmann. In den vergangenen zehn Jahren hätten sich die Preise …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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