Franziskus-Nachfolge: Ist die Zeit reif für einen asiatischen Papst?

Politik

Eines ist dem Vatikan und der höchst weltlichen Politik gemein: Wer sich im Ringen um ein wichtiges Amt zu früh in Stellung bringt (oder gebracht wird), der geht am Ende meist leer aus. Und so schmieden auch die Kardinäle ihre Allianzen derzeit lieber im Geheimen – was bleibt, sind Spekulationen.

Als „papabile“, also papstwürdig, gelten mehrere der 135 wahlberechtigten Kardinäle. Wer am Ende vor die Gläubigen treten wird, hängt von vielen Faktoren ab:

Erstmals stellen die Europäer nicht die Mehrheit

Da wäre der (ziemlich unverhohlene) Machtkampf zwischen den erstarkten Konservativen und den Progressiv-Liberalen; das theologische Profil der Kandidaten steht im Zentrum der Entscheidung.

Insgesamt ist das Kollegium divers, viele der Kardinäle kennen einander nicht persönlich. Spannend ist der Blick auf die Geografie: Erstmals stellen die Europäer nicht die Mehrheit, „nur“ 53 Kardinäle stammen von hier.

KURIERVision der Weltkirche

All das hat auch Auswirkungen auf das Feld der „Papabili“: Auch hier nimmt sich die Liste so international aus wie noch nie. Dass dem so ist, daran hat Franziskus einen beträchtlichen Anteil. Er hat 108 der Kardinäle selbst kreiert (also ernannt) – und so seine Vision der „Weltkirche“ zum Leben erweckt. Unter ihnen waren deutlich weniger Europäer als früher, stattdessen stammen sie aus Ländern wie Haiti oder Tonga. Ein „Gang in die Peripherie“.

Franziskus minderte damit jedenfalls das Missverhältnis zwischen der Verteilung der Katholiken über den Globus und den sie vertretenden Kardinälen. Europa und Nordamerika sind seit jeher überrepräsentiert. In absoluten Zahlen liegt Lateinamerika bei den Katholiken voran; 41 Prozent leben hier. Und während in Europa die Zahl stagniert, verzeichnet die Kirche in Afrika ihre größten Zuwächse. Auch in Asien – wo Christen in 25 Ländern als verfolgt gelten – etabliert sich die Kirche weiter.

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Es gibt zwei Kardinäle, auf die das Profil passt

Drängt sich die Frage auf: Ist die Zeit reif für einen afrikanischen oder asiatischen Papst? Zwei Kardinäle, auf die das Profil passt, gibt es. Häufig zu hören ist der Name Fridolin Ambongo Besungu. Er ist Erzbischof von Kinshasa (Kongo) und afrikaweit einflussreich. Zu erwarten wäre ein konservativer Kurs; gegen die Öffnung der Kirche für Homosexuelle hat er klar Stellung bezogen. (Und weiß damit eine Mehrheit der afrikanischen Katholiken hinter sich.) Im Alter von 65 Jahren wäre er mehr als ein „Übergangspapst“.

APA/AFP/HARDY BOPE

Fridolin Ambongo Besungu aus dem Kongo: Er ist Afrikas einflussreichster Vertreter – und gilt als stramm konservativ.

Ganz ähnlich verhält es sich bei Luis Antonio Tagle (67). Er wäre wohl die erste Wahl, falls der Papst aus Asien stammt. Tagle hat chinesische Wurzeln und stammt von den Philippinen, mit 93 Millionen Katholiken eine Vorzeigenation. Sein Vorteil: Er ist in der Kurie gut vernetzt, als Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung besetzt er einen einflussreichen Posten.

Die Kardinäle sind sehr unberechenbar 

Insider fürchten, dass sein Name schon zu oft genannt wurde. Angeblich laufen bereits Intrigen gegen den Asiaten. Damit könnten sich wieder Parallelen zur Politik ergeben: Angesagte Revolutionen finden nicht statt. Die Italiener (mit 16 Wahlberechtigten) stünden bereit. Allen voran Pierbattista Pizzaballa, Patriarch von Jerusalem, und Pietro Parolin, derzeit Staatssekretär im Vatikan.

Wie unberechenbar die Kardinäle jedoch sind, illustrierte der Vatikanist …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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