Pröll in Israel: „Antisemitismus ist eine Bedrohung für unsere Demokratien“

Politik

Vor dem israelischen Außenministerium hält ein Mann stumm ein Schild in die Höhe. Darauf zu sehen: Fotos jener 58 israelischer Geiseln, die noch immer von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden. Darüber steht in großen Lettern: „Bringt sie jetzt nach Hause“.

Im Gebäude hinter dem Demonstranten beraten Israels führende Regierungsmitglieder, Experten und Delegationen aus verschiedenen europäischen Ländern bei einer Außenministerkonferenz über gemeinsame Strategien gegen den zunehmenden Antisemitismus. Das Hamas-Massaker vom 7. Oktober ist dabei allgegenwärtig:

Viele Teilnehmer tragen gelbe Schleifen als Zeichen der Solidarität mit den Geiseln. Der inzwischen freigelassene Tal Shoham schildert die Dimension des Terrors aus erster Hand. 

„Virulente Krankheit“

„Der heutige Tag markiert 600 Tage seit diesem schrecklichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, erinnert Israels Präsident Isaac Herzog bei der Eröffnung. Premierminister Benjamin Netanjahu nennt Antisemitismus in seiner Ansprache eine „seit Jahrtausenden bestehende virulente Krankheit“ und zitiert seinen Vater: „Was mit den Juden beginnt, wird nicht mit den Juden enden.“

Österreich ist durch Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) vertreten. „Antisemitismus ist eine Bedrohung für unsere freien demokratischen Gesellschaften und betrifft uns alle“, mahnt er in seiner Rede und erinnert an die zwei israelischen Botschaftsmitarbeiter, die vergangene Woche in Washington erschossen worden. 

Gemeinsames Vorgehen

Pröll, der unter anderem auch für den Kampf gegen Antisemitismus zuständig ist, betont die Notwendigkeit eines gemeinsamen europäischen Vorgehens: „Nach dem 7. Oktober 2023 hat sich die Qualität und Quantität antisemitischer Gewalt weltweit verändert. Antisemitismus ist kein Randphänomen mehr – er sickert in die Mitte unserer Gesellschaften. Wir müssen dieser Entwicklung entschlossen entgegentreten – politisch und gesellschaftlich.“

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Auch in Österreich sind die Zahlen alarmierend. So verzeichnete die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) im Jahr 2024 1.520 antisemitische Vorfälle – ein Anstieg um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. 

Besonders beunruhigend: Laut einer IFES-Studie äußern vor allem junge Menschen in Österreich deutlich antisemitischere, insbesondere anti-israelische, Einstellungen als ältere Generationen. Als eine Ursache gilt unter anderem die starke Nutzung von Social Media als Hauptinformationsquelle. Rund 68 Prozent der dokumentierten Vorfälle fanden online statt, wie auch Pröll betont, ein Großteil davon auf sozialen Plattformen.

IHRA-Präsidentschaft

Die Konferenz fällt in die laufende Präsidentschaft Israels der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), deren Mitglied Österreich seit 2001 ist. Mit Blick auf die angestrebte österreichische IHRA-Präsidentschaft 2028 sagt Pröll:

„Die IHRA ist kein Feigenblatt, sondern ein Werkzeug der Aufklärung und Prävention. Österreich will und wird hier mitgestalten – aus Überzeugung und aus Verantwortung.“ 

Hannah Lessing, Vorständin des Nationalfonds der Republik Österreich, ergänzt im Gespräch mit dem KURIER: „Heuer begeht der Nationalfonds sein 30-jähriges Bestehen. Angesichts des stark zunehmenden Antisemitismus muss man die Methoden, um aus der Geschichte zu lernen, für jede Generation neu denken.“

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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