Wieso Keir Starmer als Premier viele neue Brücken schlagen muss

Politik

Keir Starmer erbt ein gespaltenes Land. Bei der Amtsübernahme gibt er sich versöhnlich – er hat einen steinigen Weg vor sich

Es ist sorgfältig orchestriert. Für alles andere ist der Moment aber auch zu historisch.

Als Keir Starmer am Freitag um 12:38 Uhr mit seiner Ehefrau Victoria in der schwarzen Limousine als neuer britischer Premierminister durch das messingeiserne Tor in die Downing Street einfährt, stehen sie bereit.

Die ausgewählten Labour-Unterstützer, die vorab durch die massiven Sicherheitskontrollen geschleust wurden. 

Anna-Maria Bauer

Die vom Kommunikationsteam in exakte Positionen beider Seiten der ikonischen schwarzen No.-10-Tür gebracht wurden. Die Fahnen erhielten, mit denen sie wedeln, während sie jubeln und rufen, als Keir Starmer aus der schwarzen Limousine steigt und nicht gleich zum hölzernen Redepult schreitet, sondern zuerst in die andere Richtung. Hände schüttelt. Sich drücken lässt. Und trotz der Aufregung, die schwer auf der ganzen Gasse liegt, ist sein Lachen zum ersten Mal nicht gepresst oder steif. Sondern leicht. Nahezu erleichtert.

„We did it“, waren Freitagfrüh sein ersten Worte nachdem die Mehrheit Gewissheit war. „Wir haben es geschafft.“ Nach 14 Jahren und einem Erdrutschsieg ist in Großbritannien wieder die Labourpartei an der Macht.

„Licht der Hoffnung“

Und sogar das Wetter spielt am Angelobungstag dann mit. Deen ganzen Tag über waren dicke Regentropfen auf die Schirme der wartenden Journalisten in der Downing Street geklatscht und Akshata Murty hat bei den Abschiedsworten ihres Ehemannes Rishi Sunak noch den Regenschirm bereithalten müssen.

APA/AFP/HENRY NICHOLLS

Doch um halb eins – ziemlich genau, als Keir Starmer den Buckingham Palace nach der Audienz mit König Charles verlässt – die Sonne durch die Wolken. Besser hätte es selbst Kommunikationsteam nicht einteilen können, hatte Keir Starmer in den frühen Morgenstunden des Freitag im Tate Modern doch vom „Sonnenlicht der Hoffnung“ gesprochen, das „anfangs blass“, im Laufe des Tages immer stärker werdend nun wieder „auf Land scheinen kann, das nach 14 Jahren die Chance hat, seine Zukunft zurückzuerobern.“

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Doch auf Poesie des Wahlsiegtaumels Freitagmorgen folgte am Nachmittag pragmatische Prosa. Als der 61-Jährige Freitagmittag zu seiner Rede ansetzt, beginnt er nicht bei sich. Was er sagt, stützt das Bild des gewissenhaften und korrekten Juristen, das er gerne bedient – denn er beginnt mit seinem Vorgänger. Er wolle Rishi Sunak danken und die Leistung als erster britisch-asiatischer Premierminister dieses Landes – „die zusätzlichen Anstrengungen, die das erfordert hat“ – von niemandem unterschätzt wissen. Es ist die erste Brücke, die Starmer in seiner Rede schlägt.

Für die anderen

Der Labour-Chef weiß, dass er zwar diese Wahl, aber dabei nicht das ganze Land für sich gewinnen konnte. Dass viele Briten bei dieser Parlamentswahl nicht für Labour, sondern gegen die Tories gestimmt haben. Seine Partei hat mit 412 der insgesamt 650 zwar 64 Prozent der Parlamentssitze erhalten, aber nur 34 Prozent der Stimmen.

APA/AFP/HENRY NICHOLLS

Und so wählt er den direkten Weg nach vorne, spricht es offen an: „Diese Wunde, dieser Mangel an Vertrauen“, räumt er ein, „kann nur durch Taten, nicht durch Worte geheilt werden. Ich weiß das. Aber wir können heute einen Anfang machen.“ Und so möchte er nicht nur jenen, die für, sondern auch besonders jenen, die gegen ihn gestimmt …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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