
Von Gabriele Flossmann
Für einen Animationsfilm über Jesus und die Ostergeschichte ist die Figur Jesus in diesem Animationsfilm überraschend wenig präsent. Aber die Geschichte ist tiefgründig und wird auf wohltuende Weise schnörkellos erzählt. Sie basiert lose auf Dickens’ Kinderroman „Das Leben unseres Herrn“, der den koreanischen Regisseur Seong-ho Jang zeitlebens inspiriert hat.
In seinem Film lässt er Charles Dickens (in der Originalfassung gesprochen von Kenneth Branagh) seinem kleinen Sohn Walter den irdischen Werdegang von Gottes Sohn als Gute-Nacht-Geschichte erzählen. Von seinem Leben und seinen Lehren, von seinem Tod und seiner Auferstehung. Der Film kann damit ein sehr poetisch schönes Lehrmittel für all jene sein, die die Ostergeschichte zum ersten Mal hören. Im Film ist auch Jesus selbst zu hören (gesprochen mit Anmut und Feingefühl von Oscar Isaac).
Dickens’ Erzählstruktur bietet zwar einen kreativen Ansatz, die aus dem Neuen Testament zu erzählen, erkauft sich dafür aber viel Füllmaterial, das diesen entscheidenden Moment der Kirchengeschichte nicht direkt wiedergibt. Mehr als die Hälfte der Handlung ist anderen Begebenheiten der christlichen und jüdischen Geschichte gewidmet, darunter Weihnachten, das Buch Exodus und – Adam und Eva? Warum? Diese Zitate aus anderen Bibelgeschichten tragen nichts zur Ostererzählung bei.
Die fesselndsten Szenen sind auf jeden Fall jene, die sich mit der Kindheit von Jesus auseinandersetzen und mit seinem Wirken als Jugendlicher – ein selten erzählter Teil der Geschichte. Was den Stil der Animationen betrifft, bleiben sie leider ziemlich weit hinter dem Dreamworks-Film „Der Prinz von Ägypten“ zurück.
INFO: Südkorea 2025. 103 Min. Von Seong-ho Jang.
Source:: Kurier.at – Kultur