
Ein bei Papst Franziskus in Ungnade gefallener italienischer Kardinal, Angelo Becciu, beansprucht das Recht, am Konklave für die Wahl des neuen Pontifex teilzunehmen.
Überraschend abgesetzt
Der 76-jährige Becciu war sieben Jahre lang ein enger Vertrauter des Papstes als Nummer zwei im Staatssekretariat gewesen. Franziskus selbst hatte ihn zum Kardinal befördert. Im September 2020 jedoch – am Ende eines Gesprächs, dessen Inhalt nie enthüllt wurde – hatte Franziskus ihn gleichsam abgesetzt.
Beansprucht Teilnahme an Konklave
Becciu war am Ende des stürmischen Treffens mit Franziskus seiner Vorrechte als Kardinal enthoben worden. Nun beansprucht der Prälat seine Teilnahme am Konklave. Im Interview mit der Tageszeitung Unione Sarda behauptet der von der Insel Sardinien stammende Becciu, dass „es kein formales oder rechtliches Hindernis für meine Beteiligung am Konklave gibt“. Becciu sagte auch, dass er von Sardinien, wo er sich über Ostern aufhielt, nach Rom abgereist sei.
Becciu über Franziskus‘ Tod erschüttert
Becciu betonte, er sei „zutiefst betroffen und erschüttert“ über den Tod von Franziskus: „Nichts kann sieben Jahre enger Zusammenarbeit, gemeinsamer Entscheidungen auf den höchsten Ebenen des kirchlichen Lebens und einer Freundschaft, die Tag für Tag aufgebaut wurde, auslöschen“, so Becciu.
„Unter Hinweis auf das letzte Konsistorium hat der Papst meine Vorrechte als Kardinal anerkannt, da es weder einen ausdrücklichen Wunsch gab, mich aus dem Konklave auszuschließen, noch eine Bitte um meinen ausdrücklichen schriftlichen Verzicht. Die vom Presseamt veröffentlichte Liste der Papst-Wähler, von der ich ausgeschlossen wurde, hat keinen juristischen Wert“, so Becciu.
Wegen Betrug, Unterschlagung und anderer Delikte verurteilt
Becciu wurde am 16. Dezember 2023 wegen Betrugs, Unterschlagung und anderer Delikte zu einer Freiheitsstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt, gegen die er Einspruch einlegte. Der Berufungsprozess ist für Dezember angesetzt. Beim spektakulären Vatikanprozess gegen Becciu und weitere Angeklagte gab es möglicherweise erhebliche Unregelmäßigkeiten, geht aus einem Bericht der Zeitung „Domani“ hervor. Laut dem Blatt wurden während der vorab geführten Zeugenbefragungen wichtige Informationen an einen Zeugen der Anklage weitergereicht. Dies sei Teil eines „Komplotts“ gegen Becciu und die anderen Angeklagten gewesen, berichtet die Zeitung.
Source:: Kurier.at – Politik