Indien als Friedensvermittler? Wieso Modi nach Moskau und Wien reist

Politik

Indiens wiedergewählter Premier reist nächste Woche nach Russland und Österreich. Kanzler Nehammer sieht in dem Besuch ein Zeichen für eine Friedensinitiative.

Es wird der erste Staatsbesuch eines indischen Premiers in Österreich seit über 40 Jahren sein: Der – zwar mit herben Verlusten, aber doch – wiedergewählte, hindunationalistische Premier Narendra Modi ist am Dienstag und Mittwoch bei Kanzler Karl Nehammer in Wien. Auch ein Termin mit Bundespräsident Alexander van der Bellen ist vorgesehen. Davor stattet Modi aber Kremlchef Wladimir Putin noch einen Besuch in Moskau ab. 

Dass Modi genau diese beiden Länder für seine ersten Staatsbesuche seit der Wahl ausgewählt hat, dürfte sinnbildlich für seinen gewohnten außenpolitischen Kurs stehen – sich auf keine Seite schlagen, aber von möglichst allen profitieren. Sowohl in Moskau als auch in Wien dürfte es um die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen gehen. Österreich möchte etwa mehr Fachkräfte aus Indien.

Friedensinitiative?

Nehammer wertet den Besuch Modis aber auch „als ein wichtiges Signal für eine breite Friedensinitiative“, wie es am Freitag in einer Aussendung hieß. Europa müsse seine „westliche Echokammer“ verlassen, brauche Verbündete wie die BRICS-Staaten, um langfristigen Frieden zu gewähren. Indien schätze Österreichs Neutralität, hieß es zudem. Auch bei der Ukraine-Konferenz im Schweizer Bürgenstock im Juni hat der Kanzler darüber gesprochen, dass Indien bei einer möglichen Friedensfindung im Ukraine-Krieg eine Rolle spielen könnte.

Dass Indien jetzt auf Initiative Österreichs zum Vermittler wird, halten Experten aber für äußerst unwahrscheinlich. Christian Wagner von der Stiftung Wissenschaft und Politik spricht von einem „Wunschdenken“: „Es gab bisher keinen Hinweis, dass Indien eine solche Rolle einnehmen will.“ 

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„Enge Beziehungen mit Russland“

Tatsächlich hat Indien den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bis heute nicht verurteilt. „Neu-Delhi hat traditionell enge politische, wirtschaftliche und militärische Beziehungen mit Russland“, so Wagner. Indien wäre demnach auch ein schlechter Vermittler, habe keine neutrale Position.

Adrian Haack von der Konrad-Adenauer-Stiftung weist darauf hin, dass die Aufmerksamkeit für den Krieg in der Ukraine eher gering sei: „Eine indische Friedensinitiative würde wohl honoriert werden, aber wäre nicht allzu lange auf den Titelseiten.“ Und Indien sei indirekt ein Nutznießer des Krieges, „weil den Russen ihre zahlungskräftige Kundschaft in Europa weggebrochen ist und die Inder nun günstig Öl kaufen können.“ 

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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